Wall Street Google meldet Milliarden-Börsengang an
San Francisco - Die Investmentbanker bei Morgan Stanley und Credit Suisse First Boston können sich schon einmal die Hände reiben: Sie sind zu Konsortialführern für den Börsengang (IPO) der Suchmaschine bestimmt worden. Das geht aus den Unterlagen hervor, die Google am Donnerstag bei der Börsenaufsicht SEC einreichte.
Google wurde erst vor fünfeinhalb Jahren gegründet, stieg aber rasch zur meistgenutzten Internet-Suchmaschine auf. Die Aktien sollen im Wege einer Art Versteigerung an Anleger vergeben werden. Durch die Emission will Google 2,7 Milliarden Dollar einnehmen. Diese Zahl liegt unter den Erwartungen der meisten Beobachter.
Der Wert des gesamten Unternehmens wird auf 20 bis 25 Milliarden Dollar geschätzt. Bis zum eigentlichen Börsengang könnten noch mehrere Monate vergehen, hieß es. Die genauen Bedingungen für den IPO sind noch nicht festgelegt. Bekannt ist nicht einmal, ob Google ein Listing an der Technologiebörse Nasdaq oder der New York Stock Exchange (NYSE) anstrebt. Die Einnahmen aus dem Börsengang sollen Google ermöglichen, seine Position im Konkurrenzkampf mit dem Portal-Pionier Yahoo! auszubauen.
Leuchtzeichen der Dotcom-Renaissance
Im Vorfeld des Börsenganges teilte das kalifornische Unternehmen mit, es habe im ersten Quartal 390 Millionen Dollar umgesetzt. Davon seien 64 Millionen als Gewinn geblieben. Im vergangenen Jahr habe Google 105,6 Millionen Dollar Profit bei einem Umsatz von 961,9 Millionen Dollar erzielt. Google kündigte an, in absehbarer Zeit keine Dividende zu zahlen. Das Unternehmen musste seine Ergebnisse offen legen. In den USA ist dies Pflicht für Aktiengesellschaften mit mehr als 500 Aktionären. Diese Marke hatte Google jetzt überschritten.
Googles Börsengang ist der meisterwartete seit dem Platzen der so genannten Dotcom-Blase im Jahr 2000. Damals brachen die die Kurse vieler bis dahin mit großen Hoffnungen betrachteter Technologieunternehmen ein.
Google war von zwei ehemaligen Studenten der Stanford Universität - Sergey Brin und Larry Page - gegründet worden. Der Mitteilung an die SEC zufolge hält Page derzeit 38,6 Millionen Aktien an Google, Brin 38,5 Millionen. 23,9 Millionen Anteile liegen bei den Investmentfirmen Kleiner Perkins und Sequoia Capital, 14,8 Millionen bei Firmenchef Eric Schmidt.
Lob und Tadel für die Technologie-Vorreiter
Die Google-Technologie hatten Page und Brin noch in ihrer Studienzeit entwickelt. Google durchsucht wie andere Suchmaschinen das Internet nach Begriffen, dann sortiert die Maschine jedoch die Ergebnisliste danach, wie populär die Seiten sind. Ermittelt Google, dass viele Homepages auf die jeweilige Seite verweisen, rutscht sie in der Trefferliste nach oben. Die Suchtechnologie brachte Google zahlreiche Auszeichnungen ein, unter anderem auch das Prädikat "beste Suchmaschine" von der Stiftung Warentest.
Unterdessen sind zahlreiche weitere Suchfunktionen hinzugekommen. So kann der Nutzer auch nach aktuellen Nachrichten oder Bildern in bestimmten Formaten suchen, auf "Schaufenster-Bummel" in Online-Shops gehen oder seine Recherche auf News-Gruppen reduzieren.
Für die jüngste Erfindung erntete Google international heftige Kritik vor allem von Datenschützern. Mit Google Mail ("Gmail") will das Unternehmen eine kostenlose E-Mail-Funktion anbieten, die sich über kontextbezogene Werbung finanzieren soll. Da die E-Mail-Bestände der Kunden für die Platzierung der Werbeeinblendungen nach bestimmten Schlüsselbegriffen durchsucht werden müssen, verstößt der Dienst nach Meinung auch deutscher Datenschützer gegen geltendes Recht.