Web-Allianz Microsoft und Yahoo verbünden sich gegen Google

Zu zweit gegen den Suchgiganten: Microsoft und Yahoo haben sich auf eine enge strategische Allianz geeinigt. Das kriselnde Web-Portal soll in Zukunft Microsofts neue Suchmaschine Bing nutzen - und damit Google unter Druck setzen.

New York - Seit Tagen kursierten die Gerüchte, jetzt ist es offiziell: Der amerikanische Software-Konzern Microsoft   und der Suchmaschinenanbieter Yahoo   schmieden ein Bündnis. Gemeinsam wollen sie Google   Anteile im lukrativen Web-Werbemarkt abjagen - sofern die strengen US-Wettbewerbsbehörden den Deal abnicken.

Yahoo und Microsoft: Strategische Partnerschaft

Yahoo und Microsoft: Strategische Partnerschaft

Foto: A2800 epa Justin Lane/ dpa

Microsoft-Chef Steve Ballmer will den Schulterschluss mit dem Yahoo innerhalb von zwei Jahren schaffen. "In dieser Zeit werden bei Microsoft Kosten in Höhe von mehreren Millionen Dollar anfallen", sagte Ballmer bei einer Telefonkonferenz am Mittwoch.

Yahoo werde künftig die Internet-Suchmaschine von Microsoft einsetzen, teilten die Konzerne am Mittwoch mit. Mit dem Pakt erhöht sich die Reichweite der Microsoft-Technik im Web demnach schlagartig um alle Nutzer von Yahoo. In den USA bearbeiten die beiden Konzerne zusammen etwa 30 Prozent des Suchmaschinenmarkts, Google kommt auf 65 Prozent. Auch technologisch profitiert Microsoft von dem Deal. Der Windows-Hersteller darf künftig Yahoos Algorithmen nutzen und in die eigene Suchmaschine Bing integrieren.

Zugleich wird Yahoo durch den Deal für beide Unternehmen den Hauptteil der Werbevermarktung übernehmen. Die Vereinbarung zwischen den beiden Web-Giganten läuft zunächst für zehn Jahre. Die Werbeeinahmen gehen in den ersten fünf Jahren zu 88 Prozent an den Yahoo, gleichzeitig garantiert Microsoft dem Partner für die ersten 18 Monate Einnahmen in bislang nicht bezifferter Höhe. Yahoo erhält unter anderem das Recht, Anzeigen auf einigen Portalen von Microsoft zu plazieren.

Sobald das Geschäft vollständig abgeschlossen ist, erhofft sich Yahoo laut Mitteilung, den operativen Gewinn um 500 Millionen Dollar zu verbessern und zusätzlich 200 Millionen Dollar einzusparen.

Außerdem können Investitionen von 275 Millionen Dollar gespart werden, die sonst für die Weiterentwicklung der eigenen Suchmaschinentechnik geplant waren. "Es ist eine großartige Gelegenheit, unsere Investitionen auf andere Bereiche zu konzentrieren, die für unsere Zukunft wichtig sind", erklärte Yahoo-Chefin Carol Bartz. Die Managerin ist seit Januar im Amt und strukturiert den in viele Dienste zerfaserten Web-Konzern radikal um. Unter anderem will die Managerin bis zu fünf Prozent der Stellen streichen.

Die Bannerwerbung ist von der Vereinbarung nicht betroffen - beide Unternehmen arbeiten hier weiterhin autonom. Das ist auch ein Zugeständnis an die amerikanische Wettbewerbsbehörde. Diese soll, so hoffen es Microsoft und Yahoo, bis Anfang 2010 darüber entscheiden, ob die Allianz kartellrechtlich zu vereinbaren ist. Bereits in den nächsten Wochen will Microsoft den Yahoo-Deal bei amerikanischen Wettbewerbshütern zur Genehmigung einreichen. Auch bei EU-Regulieren soll die Vorlage des Geschäfts folgen. Die beiden Konzerne betonen in ihrer Mitteilung, dass sie nur bei der Internet-Suche kooperieren. Bei anderen Produkten und Geschäftszweigen wie E-Mail - oder eben der Bannerwerbung - "werden die Firmen intensiv konkurrieren".

Der Einigung waren zähe Verhandlungen vorausgegangen: Im vergangenen Jahr war Microsoft mit dem Versuch gescheitert, Yahoo vollständig zu übernehmen. Yahoo lehnte das Angebot in Höhe von mehr als 45 Milliarden Dollar als zu niedrig ab. Vor allem der damalige Yahoo-Chef Jerry Yang blockierte die Übernahme massiv - und wurde dafür von vielen Aktionären massiv unter Druck gesetzt. Schließlich trat er zurück. Nachdem Carol Bartz übernommen hatte, intensivierten sich die Gespräche mit Microsoft wieder.

Nach zuletzt verfügbaren Daten hatte die Microsoft-Suchmaschine Bing in den USA einen Marktanteil 8,4 Prozent, nachdem der Vorgänger MSN/Live Search im Mai acht Prozent erreicht hatte. Auf den ersten beiden Plätzen rangieren Google mit 65 Prozent und Yahoo mit 19,6 Prozent. In Deutschland liegt Bing nach Erhebungen von Nielsen Media Research mit einer Reichweite von 11,4 Prozent auf dem vierten Platz, hinter Google (78,7 Prozent), T-Online (15,3 Prozent) und Ask.com (12,3 Prozent).

Für Microsoft ist der Yahoo-Allianz ein weiterer Durchbruch im Machtkampf mit Google. Die Konzerne liefern sich auch in anderen Geschäftsbereichen - wie dem Verkauf von Betriebssystemen oder Software-Anwendungen einen immer schärferen Wettstreit.

beb/ssu/AP/dpa/Reuters
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