Weltkrise Privat Bad Bank, Bad Banker, Bad Sender
Schon bald soll in Deutschland die erste Bad Bank eingerichtet werden, doch eine wachsende Zahl von Bundesbürgern ohne Abo der "Börsenzeitung" fragt sich: Wie arbeitet so eine Institution eigentlich? Was macht sie genau? Warum darf ich das nicht auch und stattdessen wieder nur die Bonzen da oben, die uns armen Steuerzahlern usw.?

MDR-Derivate Mentzel und Hertel: Gesundheitlich keine übermäßigen Risiken
Foto: DPAIm Prinzip funktioniert das Bad-Bank-Prinzip so, als ob man die atomar verseuchten Schrottreste eines uralten Opel-Admiral-Totalschadens in eine Garage trägt. Hinterfragen Sie das jetzt bitte nicht weiter - aber wenn man fünf Jahre später das Tor öffnet, steht drinnen ein fast neuer Corsa, in dem ein Lavendel-Duftbäumchen am Rückspiegel baumelt. Nur der Metallic-Lack weist ein paar tiefe Kratzer und Dellen auf. Ansonsten ist alles deutlich kleiner und billiger, aber fast wie neu. Klingt verrückt, klar. Aber so ähnlich ist die Theorie.
"Ich park' meinen Dreck jetzt aushäusig"
Finanzminister Peer Steinbrück hat erst kürzlich den Weg dafür freigemacht, dass hiesige Geldinstitute eine oder mehrere solcher Garagen gründen können. Im Prinzip reichen dazu große, abwaschbare, gut verschließbare Räume. Zum Beispiel die Parkhäuser demnächst frei werdender Innenstadt-Kaufhäuser, wo die "toxischen Wertpapiere" dann gelagert werden könnten. Finanzfachleute sagen salopp: "Ich park' meinen Dreck jetzt aushäusig." Die Parkgebühren sind direkt ans Verkehrsministerium in Berlin zu entrichten. Gezahlt wird pro angefangene halbe Stunde. Nach einem Jahr muss umgeschichtet werden.
Die eingelagerten Papiere dürfen aber nicht nur so ein bisschen angegammelt sein, sonst müssen sie in die normale Biotonne und können nicht von der Steuer abgesetzt werden. Kleinanlegern wird im Fall von Lehman-Zertifikaten, Arcandor-Aktien oder Kaupthing-Sparbüchern die einfache Kompostierung im Garten empfohlen. Da verwandelt sich zwar nichts, es stinkt jedoch auch kaum.
Zu einer echten Bad Bank gehört überdies der hauptberufliche Bad Banker, der bisweilen als schlicht zu verstrahlt gilt, um ihn auf Dauer der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Bevölkerung zuzumuten. Für ehemalige Top-Kräfte wie den früheren Hypo-Real-Estate-Chef Georg Funke oder diverse Landesbanken-Frühpensionäre wird deshalb zurzeit der stillgelegte Salzstock Asse bei Wolfenbüttel zur Seniorenresidenz ausgebaut.
Glamour-Derivate in bonbonfarbenen Studios
Vorbildcharakter für die Finanzbranche hat übrigens der Betrieb sogenannter Bad Sender - allen voran der als spekulationsfreudig bekannte Mitteldeutsche Rundfunk (MDR). Dort werden seit Jahren in bonbonfarbenen Studiokulissen sogenannte Prominente endgelagert, die schon zu DDR-Zeiten als Glamour-Derivate überbewertet waren. Einmal pro Quartal werden Top-Acts wie Achim Mentzel oder Stefanie Hertel neu verpackt, wahlweise in mit Pailletten besetzten Show-Smokings oder figurbetonenden Bustiers mit Dirndl-Optik.
Gegen einen kleinen Obolus aus dem öffentlich-rechtlichen Gebührentopf präsentiert der MDR sie täglich einer staunenden TV-Öffentlichkeit. Das dritte Programm birgt gesundheitlich keine übermäßigen Risiken. Medienpsychologen empfehlen minderjährigen Zuschauern indes einen Abstand von rund dreieinhalb Metern zum TV-Gerät. Die MDR-Spektakel gelten als ebenso gruselig wie lehrreich - obwohl sich live noch niemand in einen Opel verwandelt hat. Nicht mal in ein Duftbäumchen.
Dennoch heißen die Gagen MDR-intern gelegentlich Abwrackprämie.