Zahlungsunfähige Reedereien Wenn der Arbeitsplatz zum schwimmenden Gefängnis wird

Weltweit sitzen Hunderte Seeleute auf Frachtern fest, weil ihre Auftraggeber pleite sind. Wer von Bord geht, verliert seinen Anspruch auf Lohn. Also warten sie auf hoher See, manche jahrelang.
Von Laura Höflinger, Bangalore
Kapitän Ayyappan Swaminathan und zwei Crew-Mitglieder kehren an Land zurück

Kapitän Ayyappan Swaminathan und zwei Crew-Mitglieder kehren an Land zurück

Foto:

Ayyappan Swaminathan

Sie können den Artikel leider nicht mehr aufrufen. Der Link, der Ihnen geschickt wurde, ist entweder älter als 30 Tage oder der Artikel wurde bereits 10 Mal geöffnet.

Kapitän Ayyappan Swaminathan hat das Meer immer geliebt, das Klatschen der Wellen, das sich mit dem Brummen der Motoren mischt. Den Wind und den Duft von Treibstoff. Er fährt seit mehr als 20 Jahren zu See, er weiß, welche Gefahren hier draußen lauern. Aber das hier, das ist die Hölle.

Es ist sein 822. Tag an Bord der MV "Azraqmoiah", es ist der 14. Mai 2019, der Frachter ankert im Persischen Golf, sechs Seemeilen vor den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Swaminathan läuft übers Deck und filmt, das Kamerabild schaukelt bei jedem Schritt. Er ist kein großer Mann und dennoch von beeindruckender Statur: breite Schultern, mächtige Hände. Sein Haar wellt sich im Nacken, sein Bart ist schwarz und dicht.

Swaminathan zeigt, wo der Boden vom Rost aufgeplatzt ist. Er erzählt, dass sie die dreckigen Matratzen aus den Kojen werfen mussten, dass sie mit Meerwasser aus rostigen Tonnen duschen. An manchen Tagen gelänge es ihnen, einen Fisch zu fangen, an anderen fürchteten sie, zu verdursten, weil das Trinkwasser knapp werde. "Wir versuchen zu überleben", sagt der Kapitän. Hinter ihm und der Besatzung liegen mehr als zwei Jahre an Bord.

Am 12. Februar 2017 hatte die MV "Azraqmoiah", Baujahr 2011, 106 Meter lang und 25 Meter breit, in Dubai abgelegt. Die Crew bestand aus 15 Männern: 13 Indern und zwei Afrikanern. Sie sollten Steine aus dem Irak in die VAE verschiffen. Acht Monate sollten sie unterwegs sein. Doch dann blieb die Heuer aus. Bald stellte sich heraus, dass der Eigentümer in Zahlungsschwierigkeiten steckte. Insgesamt fehlten mehrere Hunderttausend Euro.

Würden Kapitän Swaminathan und seine Crew auf dem Festland arbeiten, wären die Verhältnisse klar: Die Männer würden nach Hause gehen, sie würden sich einen neuen Job suchen und vielleicht gar einen Anwalt, der ihr Gehalt einklagt. Doch Swaminathans Arbeitsplatz ist die hohe See. Hier gelten andere Gesetze – und manchmal keine.

SPIEGEL plus Anmelden

Digital-Abo

Sagen, was ist.
Testen Sie das digitale Angebot und erfahren Sie, warum mehr als 400.000 Menschen den SPIEGEL abonnieren.

Jetzt abonnieren
Ihre Bezahlmöglichkeiten: Paypal Sepa Visa Mastercard ApplePay GooglePay
Jederzeit kündigen.
Weiterlesen mit SPIEGEL+

Mehr Perspektiven, mehr verstehen.

Freier Zugang zu allen Artikeln, Videos, Audioinhalten und Podcasts

  • Alle Artikel auf SPIEGEL.de frei zugänglich

  • DER SPIEGEL als E-Paper und in der App

  • DER SPIEGEL zum Anhören und der werktägliche Podcast SPIEGEL Daily

  • Nur € 19,99 pro Monat, jederzeit kündbar

Sie haben bereits ein Digital-Abonnement?

SPIEGEL+ wird über Ihren iTunes-Account abgewickelt und mit Kaufbestätigung bezahlt. 24 Stunden vor Ablauf verlängert sich das Abo automatisch um einen Monat zum Preis von zurzeit 19,99€. In den Einstellungen Ihres iTunes-Accounts können Sie das Abo jederzeit kündigen. Um SPIEGEL+ außerhalb dieser App zu nutzen, müssen Sie das Abo direkt nach dem Kauf mit einem SPIEGEL-ID-Konto verknüpfen. Mit dem Kauf akzeptieren Sie unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzerklärung.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten