Reichster Mann der Welt Wie Jeff Bezos sich arm rechnete, um einen Kinderbonus zu kassieren

Amazon-Gründer Jeff Bezos: Allen Grund zu bester Laune?
Foto: Katherine Taylor/ REUTERSDie Daten, die das US-Portal »Propublica« ausgewertet hat, erschüttern eine Behauptung, die in den USA immer wieder vorgebracht wird, um die amerikanische Spielart des Kapitalismus zu verteidigen. Sie lautet: Jeder zahle schon am Ende seinen fairen Beitrag für das Gemeinwesen – die kleinen Einkommen ebenso wie die Multimilliardäre.
Dass das ein Mythos ist, darauf haben in den vergangenen Jahrzehnten bereits viele Daten hingedeutet: Die Ungleichheit in den USA ist schneller gewachsen als anderswo. Und nirgendwo sonst werden so viele Unternehmer so schnell so sagenhaft reich wie in den Vereinigten Staaten. Doch welcher Teil des Aufstiegs von Amazon-Gründer Jeff Bezos genau entfällt auf seine Geschäftsidee, auf die Dynamik der Firma – und wie viel geht auf die Kappe der Ungerechtigkeit des US-Steuersystems?
Das Portal »Propublica« hat genau das nun ausrechnen können (hier geht's zu dem Report ). Ermöglicht hat das ein Datenschatz, der dem Portal zugespielt wurde. Er stammt offenbar aus dem Fundus der US-Steuerbehörde IRS. Und er enthält auch Daten, anhand derer sich rekonstruieren lässt, wie viel Steuern Amerikas Superreiche in den vergangenen Jahren gezahlt haben. Spoiler: Viel war es nicht.
Ein Klassenkampf, den die Superreichen gewinnen
Zum Beispiel Bezos: Sein Vermögen ist in den Jahren 2014 bis 2018 regelrecht explodiert. Es stieg in dieser Zeit laut »Propublica« um 99 Milliarden Dollar. Steuern zahlte der Unternehmer in dieser Zeit allerdings lediglich in Höhe von 973 Millionen Dollar, das macht einen schmalen durchschnittlichen Steuersatz von 0,98 Prozent. Bemerkenswert: Im Jahr 2011 rechnete sich Bezos selbst »bedürftig«: Weil er laut Steuererklärung mehr ausgab als einnahm, konnte er laut »Propublica« sogar eine Gutschrift von 4000 Dollar für seine Kinder einstreichen.
Das Portal hat dafür nicht nur das deklarierte Einkommen in Bezug zur gezahlten Steuersumme gesetzt, sondern auch Zuwächse der Vermögen hinzugezählt, etwa durch den Kursanstieg von Unternehmensbeteiligungen. Die Rechercheure haben Auswertungen vorgenommen für die 25 reichsten Milliardäre des Landes. Darunter finden sich viele prominente Namen. Tesla-Chef Elon Musk etwa hat zuletzt nur 455 Millionen Dollar bezahlt, obwohl sein Vermögen um satte 13,9 Milliarden Dollar gewachsen ist. Noch krasser ist der Fall von Investorenlegende Warren Buffet: Auf seinen Vermögensgewinn von 24,3 Milliarden Dollar zahlte er gerade einmal 0,1 Prozent Steuern.
Buffett selbst hatte bereits vor zehn Jahren das Steuersystem für ungerecht erklärt: Der Staat lasse sich für die Interessen von Milliardären wie ihm einspannen, dies sei »ein Klassenkampf, den meine Klasse führt und gewinnt«. Schon damals veröffentlichte Buffett seine Steuererklärung von sich aus.
Auch jetzt zeigte sich Buffett gegenüber »Propublica« mit einer ausführlichen Erklärung besonders transparent. Er zahle das, was er nach geltendem Recht dem Staat schulde. Leider sei das eben nur sehr wenig. Er bleibe bei seiner Haltung, das Steuerrecht müsse erheblich korrigiert werden.