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»Wir bemühen uns eben erfolgreicher«

aus DER SPIEGEL 37/1977

SPIEGEL: Amerikaner und Europäer versuchen, ihre Länder gegen japanische Exporte abzuschirmen, um die eigenen Arbeitsplätze zu erhalten. Fühlen Sie sich bedroht?

IWAMA: Die japanischen Unternehmen halten das Prinzip des freien Welthandels für das wichtigste. Auch wenn die Handelsbarrieren noch höher werden, müssen wir Japaner versuchen, dieses Prinzip weiter hochzuhalten.

SPIEGEL: Wie wollen Sie das tun?

IWAMA: Ich will die freie Wirtschaft einmal mit dem Sport vergleichen. Im Sport gibt es auch verschiedene Spielregeln, die einen fairen Wettkampf sichern. Und zum fairen Wettbewerb im Handel können Selbstbeschränkungsabkommen für die Ausfuhr oder auch Exportbeschränkungen gehören. Die Aufstellung der Regeln gehört zu den Aufgaben der Politiker und nicht der Unternehmer.

SPIEGEL: Etliche japanische Unternehmer haben zu erkennen gegeben, daß sie nicht mehr mitspielen wollen und sich harten Selbstbeschränkungsabkommen nicht länger unterwerfen wollen.

IWÄMA: Über andere Branchen als die der Elektro- und Elektronik-Industrie weiß ich nicht gut Bescheid.

SPIEGEL: Wie stark könnte etwa ihr Unternehmen Sony seine Exporte zurücknehmen, ohne daß es lebensgefährlich für den Konzern würde?

IWAMA: Wir müssen mit den technisch neuesten Produkten auf ausländische Märkte vorstoßen, auf denen es diese noch gar nicht gibt. Haben wir Erfolg, dann produzieren wir dort diese Güter.

SPIEGEL: Farbfernseher und Kassettenrecorder sind doch nicht gerade die technisch allerneuesten Produkte.

IWAMA: Sie haben recht, die gibt es bei Ihnen auch. Aber wir haben jetzt zum Beispiel einen Großbildschirm auf den Markt gebracht, wie man ihn von einem europäischen Unternehmen nicht kaufen kann.

SPIEGEL: In Europa und den USA wird den Japanern, zum Beispiel den Stahlproduzenten oder den Kugellager-Fabrikanten, häufig vorgeworfen, ihre Produkte zu Dumping-Preisen im Ausland zu verschleudern. Was halten Sie von dieser These?

IWAMA: Japanische Unternehmen bemühen sich eben stärker und erfolgreicher als andere, ihre Produktion zu rationalisieren und ihre Kosten zu senken. Die Ergebnisse, die wir erreichen, mögen den Ausländern unmöglich erscheinen. Aber sie sind nicht zu leugnen.

SPIEGEL: Verdanken Sie Ihren Vorsprung im Welthandel nicht zu einem guten Teil dem Umstand, daß Regierung und Notenbank in Tokio den Yen-Kurs nach unten manipuliert haben?

IWAMA: Das wird uns immer wieder vorgehalten. Tatsache aber ist, daß auch Japan frei schwankende Wechselkurse eingeführt hat. Ich bin nicht sicher, ob die japanische Regierung wirklich bei der Kursbildung interveniert hat.

SPIEGEL: Jedenfalls hat der von internationalen Experten als zu niedrig angesehene Yen-Kurs den japanischen Unternehmen einen beachtlichen Wettbewerbsvorteil im Ausland verschafft.

IWAMA: Ich bin mir nicht sicher, ob der Export floriert, weil der Yen unterbewertet ist, oder ob nicht umgekehrt durch den höheren Export ein Aufwertungsdruck auf den Yen entsteht.

SPIEGEL: Warum konzentrieren sich die japanischen Unternehmer bei ihrem Export eigentlich auf wenige Branchen wie Elektronik, Stahl, Automobile, Motorräder und Kugellager?

IWAMA: Das sind eben jene Zweige, in denen unsere Industrie ein extrem hohes Niveau erreicht hat und die Qualität der Produkte besonders bemerkenswert ist.

SPIEGEL: Warum eigentlich konnten die Europäer mit ihren Produkten in Japan noch immer nicht Fuß fassen?

IWAMA: Das liegt an ihren Produkten. Die Europäer haben sich bisher noch nicht genügend darum bemüht, herauszufinden, für welche Güter Japan aufnahmefähig ist. Wenn sich ausländische Unternehmer in Japan auch soviel Mühe geben würden wie wir im Ausland, dann ist den ausländischen Firmen in Japan auch der Erfolg sicher.

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