Wirecard-Manager Deutsche Justiz verlangt laut Medienbericht Marsaleks Auslieferung

Der frühere Wirecard-Manager Jan Marsalek ist offenbar in Russland untergetaucht. Laut »Bild« soll die Münchner Staatsanwaltschaft jetzt ein Rechtshilfeersuchen an den Kreml geschickt haben.
Fahndung nach Jan Marsalek im August 2020: Hat der BND der Münchner Staatsanwaltschaft den Aufenthaltsort des Ex-Wirecard-Managers verschwiegen?

Fahndung nach Jan Marsalek im August 2020: Hat der BND der Münchner Staatsanwaltschaft den Aufenthaltsort des Ex-Wirecard-Managers verschwiegen?

Foto: CLEMENS BILAN / EPA-EFE / Shutterstock

Die deutsche Justiz hat laut einem Medienbericht im Fall des gesuchten Ex-Wirecard-Vorstands Jan Marsalek ein Rechtshilfeersuchen an die russische Regierung gestellt, um dessen Auslieferung zu erreichen.

Die »Bild«-Zeitung schreibt unter Berufung auf Regierungskreise, noch vor Ostern habe die Staatsanwaltschaft München ein sogenanntes Inhaftnahmeersuchen an den Kreml abgeschickt. Marsalek soll in München vor Gericht gestellt werden.

Die deutschen Ermittler verlangen der Zeitung zufolge von der russischen Justiz, den seit zwei Jahren weltweit wegen mutmaßlichen Betrugs gesuchten Marsalek aus einem vom russischen Geheimdienst FSB bereitgestellten Versteck in Moskau zu holen, in Haft zu nehmen und auszuliefern.

Was wusste der BND?

Nach SPIEGEL-Informationen hat der Bundesnachrichtendienst (BND) bereits im vergangenen Jahr aus Angst vor einer Falle ein angebliches Angebot ausgeschlagen, mit dem Ex-­Wirecard-Manager Jan Marsalek zu sprechen.

Anfang 2021 wandte sich ein Mann an einen BND-Vertreter in Moskau und behauptete, ein Treffen mit dem Untergetauchten arrangieren zu können. Wie der BND herausfand, hatte der vermeintliche Informant Verbindungen zum russischen Geheimdienst FSB, der offiziell wissen ließ, Marsalek befinde sich gar nicht in Russland.

Nach Rücksprache mit seiner Berliner Zentrale lehnte der BND das Angebot ab, auch das Kanzleramt war informiert. Verdächtig erschien, dass sich der Hinweisgeber an den BND und nicht an die Strafverfolgungsbehörden gewandt hatte, die öffentlich nach Marsalek fahnden.

In Berlin befürchtete man, die deutschen Agenten könnten in eine verfängliche Situation gelockt werden, um sie vorzuführen. Selbst wenn Marsalek zu einem Treffen erschienen wäre, hätten »Kompromate« erstellt werden können: Ein Foto, das den Ex-Wirecard-Manager mit BND-Vertretern zeigt, hätte etwa missbraucht werden können, um der Bundesregierung heimliche Kontakte zu einem Geflüchteten anzudichten.

Kürzlich hat der BND sowohl Bundestag als auch Münchner Staatsanwaltschaft über den Vorgang informiert. Die Be­hörde ermittelt gegen Marsalek wegen Betrugs in Milliarden­höhe.

Die Chefetage des Finanzdienstleisters Wirecard soll über Jahre hinweg Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben, um das damals im Dax gelistete Unternehmen über Wasser zu halten und Kredite zu erschwindeln. Es handelt sich um einen der größten Wirtschaftsskandale der deutschen Geschichte.

Im Herbst steht die Hauptverhandlung gegen den früheren Wirecard-Chef Markus Braun an.

Anmerkung der Redaktion: Die Textpassage zum Hintergrund der Meldung ist nach dem Launch noch einmal geändert worden.

che/AFP
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