Dax-Konzern sieht sich als Betrugsopfer Wirecard wehrt sich per Video

Wirecard-Vorstand: Bemerkenswerter Videoauftritt
Foto: Youtube/ WirecardWirecard-Chef Markus Braun zieht alle Register, um sein Unternehmen aus den Negativschlagzeilen zu bringen. "Es kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass die Wirecard AG in einem Betrugsfall erheblichen Ausmaßes zum Geschädigten geworden ist", erklärt Vorstandschef Markus Braun in einem online veröffentlichten Video, auf das der Konzern in der Nacht zu Freitag per Mitteilung hinwies.
Am Donnerstag hatte Wirecard erneut die Veröffentlichung des lange erwarteten Jahresabschlusses 2019 verschoben. Der Abschlussprüfer EY habe das Unternehmen darüber informiert, "dass ein Bestätigungsvermerk für den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2019 aufgrund unberechtigter Bankbestätigungen weitere Prüfungshandlungen erfordert", führt Braun in dem Video noch einmal aus.
Inhaltlich ist das nichts Neues - dagegen stellt der Auftritt des Wirecard-Vorstands eine neue Dimension der Krisenkommunikation dar. Gleich zu Beginn muss Braun kurz innehalten, um das neue Vorstandsmitglied James Freis vorzustellen - ohne weitere Hinweise auf den Grund des Wechsels oder die Funktion, die Freis ausüben soll. Ein Dank an den Vorgänger, so wie es die Konventionen bei einem Personalwechsel normalerweise vorsehen, fehlt ebenfalls.
Derweil setzt sich das Kursdrama unvermindert fort: Nach dem Vortages-Kurseinbruch von fast 62 Prozent verloren die Papiere des Zahlungsabwicklers im frühen Xetra-Handel erneut fast die Hälfte ihres Wertes. Sollte der Konzern auch an diesem Freitag keinen testierten Abschluss präsentieren, droht die Kündigung von Kreditlinien in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro. Der Zahlungsdienstleister steht schon seit einigen Monaten im Fokus von Vorwürfen der Bilanzfälschung. Unter anderem die britische Zeitung "Financial Times" hatte immer wieder darüber berichtet.