Untersuchungsausschuss
Guttenberg sieht sich im Wirecard-Skandal als Opfer
Der frühere Wirtschaftsminister hatte sich bei Kanzlerin Merkel für Wirecards Markteintritt in China eingesetzt. In einer Befragung betonte er nun, nichts von dem Bilanzskandal gewusst zu haben.
Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg: »Wirecard hat uns alle getäuscht«
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»Wirecard hat uns alle getäuscht« – das sagte Karl-Theodor zu Guttenberg heute vor dem Wirecard-Untersuchungsausschuss. Der frühere Bundeswirtschaftsminister verteidigte seine Rolle als externer Berater von Wirecard und sah sich selbst als Opfer in dem Finanzskandal. Seine Beratungsfirma Spitzberg Partners sei weder eine Staatsanwaltschaft noch ein Wirtschaftsprüfer, sagte der 49-Jährige am Donnerstag in Berlin. Zu keinem Zeitpunkt habe seine Firma Kenntnis von Bilanzbetrug oder Geldwäsche des ehemaligen Dax-Konzerns gehabt. »Das war einfach nicht vorstellbar.«
Der milliardenschwere Skandal habe ihn vollkommen überrascht, sagte der ehemalige CSU-Politiker. Seine Firma habe ein begrenztes Wissen gehabt und genauso spät wie die Öffentlichkeit von dem Betrug erfahren. Mit dem Wissen von heute hätte er sich nicht für den Zahlungsabwickler eingesetzt. Das Unternehmen habe aber über zehn Jahre uneingeschränkte Testate der Wirtschaftsprüfer bekommen. »Wirecard hat uns alle getäuscht.«
Merkel hatte sich auf Chinareise für Wirecard eingesetzt
Guttenberg hatte die Bundesregierung über den geplanten Markteintritt von Wirecard in China informiert und diese gebeten, die Pläne wohlwollend zu unterstützen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich daraufhin bei einer Chinareise im September 2019 für Wirecard eingesetzt. Es sei bei solchen Reisen normal, sich für deutsche Firmen starkzumachen, sagte sie am Mittwoch im Bundestag.
Wirecard war im Juni nach Bekanntwerden milliardenschwerer Luftbuchungen in die Pleite gerutscht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen Bilanzfälschung, Betrug, Marktmanipulation und Geldwäsche. Es ist einer der größten Finanzskandale der Nachkriegszeit.
Die Firma saß als Dienstleister für bargeldlose Zahlungen an der Schnittstelle zwischen Händlern und Kreditkartenfirmen und machte nach aktuellem Ermittlungsstand jahrelang Verluste. Unter anderem die Wirtschaftsprüfer von EY und die Finanzaufsicht Bafin stehen in der Kritik, weil der Betrug nicht früher aufflog. Der Untersuchungsausschuss will auch herausfinden, ob man im Kanzleramt ahnte, dass es bei Wirecard nicht mit rechten Dingen zuging.