Zinsen klettern weiter
Die Bremsmanöver von Bundesbankpräsident Otmar Emminger, der den Preisauftrieb stoppen und den Wirtschaftsaufschwung dämpfen will, zeigen ordentlich Wirkung: Die Geldinstitute sind wegen der stürmischen Kreditnachfrage ihrer Kunden inzwischen so knapp bei Kasse, daß sie, um an Geld zu kommen, ihre Bestände an festverzinslichen Wertpapieren rapide abbauen. Allein in der letzten Woche warfen die Bankiers für 750 Millionen Mark Anleihepapiere auf den Markt, so daß die Kurse kräftig absackten und die Renditen in die Höhe schossen: Schon bringen zehnjährige Staatspapiere wieder Rekordrenditen von 8,2 Prozent. Noch dramatischer verteuerten sich die Konditionen für kurzfristig rückzahlbare Gelder: Kredite, die in drei Monaten fällig sind, kosten im Handel unter den Banken gut neun Prozent -- die Zinssätze für täglich fällige Gelder kletterten gar auf 8,75 Prozent. Und noch ist ein Ende des neuen Zinstrends, der für die Großbanken Anfang Oktober völlig überraschend einsetzte, nicht in Sicht. Dafür sorgen allein schon die Amerikaner, die Mitte Oktober ihre Zinsen zwecks Inflationsbekämpfung auf Rekordniveau hoben. Seither wandern viele Dollar-Milliarden, die im Sommer den Weg in die stabile Bundesrepublik gefunden hatten, in die USA. Denn dort läßt sich für das Geld ein weitaus günstigerer Zins als in der Bundesrepublik herausschlagen.