Zu wenige Bestellungen
Boeing stellt Flugzeug-Baureihe ein
Im ganzen vergangenen Jahr gab es nur acht neue Bestellungen - nun zieht Boeing die Konsequenz: Der amerikanische Airbus-Konkurrent will die Produktion der Modellreihe 717 beenden. Die Motoren des Flugzeugs werden in Deutschland gebaut.
New York - Der Bau der Reihe soll beendet werden, sobald alle noch vorliegenden Aufträge erledigt seien, teilte Boeing mit. Dies wird voraussichtlich im Frühjahr 2006 der Fall sein. Boeing will sich nun auf die erfolgreicheren 737-Modelle konzentrieren, die sich vor allem bei Billigairlines großer Beliebtheit erfreuen.
Die meisten Fluglinien hatten sich gegen die 717 entschieden, weil sie fast nichts mit den anderen Boeing-Modellen in ihren Flotten gemein hatte. Die für 117 Passagiere ausgelegte
717 ist ein Modell, das Boeing bei der Übernahme des Konkurrenten McDonnell Douglas
1997 "geerbt" und dann umbenannt hatte.
"Großer Reinfall"
Insgesamt wurden nur 169 Maschinen ausgeliefert. Im Dezember hätten noch 32 Lieferungen ausgestanden, berichtet das "Wall Street Journal". Damit sei die 717 einer der "größten Reinfälle der jüngsten Luftfahrtgeschichte" gewesen, schreibt die Zeitung.
Boeing erwartet wegen der Produktionseinstellung und zusätzlicher Kosten bei der Herstellung von Tankflugzeugen für das US-Militär außerordentliche Vorsteuer-Belastung von 615 Millionen US-Dollar.
Die Summe sei im vierten Quartal 2004 verbucht worden.
Die US-Luftwaffe hatte Boeing in der Vergangenheit wegen
angeblicher Betriebsspionage milliardenschwere Raumfahrtaufträge
entzogen und das Unternehmen für einige Ausschreibungen gesperrt.
Boeing betonte, man sei aber weiter am Tanker-Programm beteiligt.
Der Flugzeugmotorenbauer Rolls-Royce Group teilte mit, die
Einstellung der 717 werde Einfluss auf die
Finanzleistung des Unternehmens haben. Die BR715-Motoren für das Flugzeug werden bei Rolls-Royce Deutschland gebaut. Die Einstellung der 717-Produktion hat aber nach Rolls-Royce-Angaben keine
negativen Auswirkungen auf den Standort Dahlewitz in Brandenburg, wo die Triebwerke BR715 gebaut werden. "Es wird keine Entlassungen geben", sagte Rolls-Royce-
Sprecherin Steffi Anders am Freitag. Die Lücke werde durch andere Triebwerksprogramme ausgeglichen.