Megastaudamm in Äthiopien Gefährliche Wasserkraft

EDUARDO SOTERAS/ AFP
Äthiopien braucht Energie, viel Energie. Der 110-Millionen-Einwohner-Staat plant deshalb in diesem Jahr, das größte Wasserkraftwerk Afrikas in Betrieb zu nehmen. Der Grand Ethiopian Renaissance Dam soll mit 6000 Megawatt Leistung elektrische Energie produzieren. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt momentan ohne Strom. Der Damm kann das ändern.
Das Problem dabei: Äthiopien will das Wasser an einem Oberlauf des Nil stauen. Ägypten, das flussabwärts liegt und 90 Prozent seines Wasserbedarfs durch den Nil deckt, fürchtet auszutrocknen. Weshalb solche Megadämme überhaupt noch gebaut werden, ist die Frage. Die Folgen für Mensch und Natur sind wissenschaftlich gründlich untersucht. Nachdem in den Neunzigerjahren Dämme in China und Indien zu gigantischen Umsiedlungsaktionen geführt hatten, stellte im Jahr 2000 die World Commission on Dams fest, dass die Riesenbauwerke weltweit bis zu 80 Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben, ganze Ökosysteme zerstört und zum Aussterben etlicher Tierarten geführt haben. Über den Senegal, Kamerun, Südafrika, Niger oder Mosambik berichtete die Kommission, dass Fischbestände nach dem Bau von Dämmen einbrachen. Fischerei aber ist häufig die Existenzgrundlage vieler Menschen in ärmeren, länd|lichen Regionen. Die indische Schriftstellerin Arundhati Roy bezeichnete die Bauwerke als "Waffen der Massenvernichtung". Die Zeit der Dämme schien vorbei.

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Doch heute lautet ein Argument der Hydropowerlobby: Strom, der durch Wasserkraft erzeugt wird, ist klimaneutral. Doch auch das stimmt so nicht. Für den Bau braucht es Massen von Beton; und die Stauseen selbst können riesige Mengen an Methan freisetzen. Im Fall Äthiopiens kommt hinzu: Strom aus Wind und Sonne wird immer günstiger – und auch an diesen natürlichen Ressourcen ist das afrikanische Land reich.