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Aids in USA: ansteigende Zahlen

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aus DER SPIEGEL 5/1986

Mit einem weiteren Anstieg der Aids-Erkrankungen im Laufe dieses Jahres rechnen amerikanische Experten. Bisher sind in den USA mehr als 16000 Menschen an Aids erkrankt (mehr als die Hälfte von ihnen ist schon gestorben). Weitere 14000 bis 15000 Fälle von Aids-Syndrom werden für 1986 erwartet. Nach oben korrigiert wurde die bisher gültige Schätzung, daß nur etwa fünf bis zehn Prozent der »Aids-Positiven«, also derer, die sich mit Aids-Viren infiziert haben, von der tödlichen Krankheit befallen werden. Zwei jüngst veröffentlichte Studien an New Yorker Homosexuellen zeigten, daß 25 beziehungsweise 34 Prozent der Aids-Infizierten inzwischen an Aids erkrankt sind. Weitere 25 Prozent der Aids-Positiven, so die Angaben des US-Seuchenzentrums in Atlanta, erkranken an Vorformen von Aids ("Aids related complex"). Die Schätzungen über die Zahl der in den USA mit Aids-Viren Infizierten schwanken nunmehr zwischen 500000 und zwei Millionen. Die Zahl der Aids-Fälle verdoppelt sich nur noch alle 11 bis 13 Monate statt, wie zu Beginn der Seuche, alle sechs Monate. Als Gründe dafür werden veränderte Sexgewohnheiten oder die Möglichkeit diskutiert, daß »ein gewisser Sättigungsgrad der Infektion« in den Hauptrisikogruppen eingetreten sei. Der Ausbruch der Seuche aus den Risikogruppen vollzieht sich langsamer als befürchtet. Noch immer ist unklar, ob das Aids-Virus beim Geschlechtsverkehr von Frauen auf Männer übertragen werden kann. In New York beispielsweise gehen nur zwei von 5000 Aids-Fällen vermutlich auf diesen Übertragungsweg zurück. »Das Geschlechtsorgan des Mannes«, vermutet Frank Polk, Professor für Epidemiologie an der Johns Hopkins University in Baltimore, »ist keine besonders durchlässige Eingangspforte für das Virus.«

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