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Was macht die Diagnose Alzheimer mit einer Familie?
Was macht die Diagnose Alzheimer mit einer Familie?
Foto: Laurence Mouton/ PhotoAlto/ Getty Imags

Der Arzt meines Mannes sagte "Alzheimer. Was Sie jetzt brauchen, ist ein Testament"

Mein Mann ist Arzt, Anfang fünfzig, wir haben drei Kinder, dann erkrankt er an Alzheimer. Wie die Diagnose unser Leben - und auch mich - verändert hat.
aus SPIEGEL Wissen 2/2019

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Text: Katrin Seyfert, Fotos: Anna Ziegler

"Du, Mark (*), ich möchte für den SPIEGEL etwas über Alzheimer schreiben. Wäre dir das recht?" – "Für wen?" – "Den SPIEGEL, das ist die Zeitschrift, die du immer liest." – "Was ist damit?" – "Ich möchte für den SPIEGEL eine Geschichte über deine Krankheit schreiben. Würdest du das erlauben?" – "Was?" – "Dass ich eine Geschichte über dich und Alzheimer schreibe." – "Für wen denn?" – "Den SPIEGEL." – "Aha. Und warum?"

An guten Tagen fragt mein Sohn: "Papa, wie heißt die Hauptstadt von Eritrea?", und mein Mann antwortet: "Asmara. 900.000 Einwohner." Er könnte auch sagen, wie viele Eier eine Mandarinente legt oder was der Unterschied zwischen Zystennieren und Nierenzysten ist. Bei "Wer wird Millionär?" wäre er weit gekommen.

Vor seiner Krankheit. Vor Alzheimer.

Heute hat er Inseltage. An denen ist alles so wie früher. Und Krisentage, an denen müssen wir hart verhandeln, damit die Informationen wenigstens für kurze Zeit Einlass in sein Gedächtnis finden. An schlechten Tagen verwehrt die Krankheit ihnen den Zutritt gänzlich.

Und ich bekomme nach drei, vier, fünf Wiederholungen diesen widerlichen Krankenschwesterton, den keine Krankenschwester der Welt benutzt, weil sie Profi ist und ich Amateurin. Ich spreche mit Imperativ-Rhetorik, entbeint von Adjektiven und Adverbien, akzentuiert, unfreiwillig laut und langsam, so, als wären Gedächtnisverlust und Schwerhörigkeit ein und dasselbe. 

"Schrei doch nicht so!", sagt mein Mann dann, weil das Einzige, das sein Gehirn noch wahrnimmt, meine Veränderung in der Modulation ist. Und Veränderung ist bedrohlich.

Angefangen hat die Krankheit vor drei Jahren, kurz nach seinem 50. Geburtstag. Da war es noch keine Krankheit. Sondern ein steter Vorwurf: Kannst du nicht mal den Biomüll ordentlich trennen? Du wolltest doch Brot kaufen, wo ist das denn? Wieso hast du meinen Geburtstag vergessen?

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