Chinas fossile Konzerne Sinopec stößt mehr CO₂ aus als Kanada und Spanien zusammen

Die chinesischen Industrie-Emissionen wachsen und wachsen: Vor der Klimakonferenz in Glasgow zeigt eine Untersuchung, welche Staatsunternehmen der Volksrepublik die größten CO₂-Schleudern sind.
Kohlekraftwerk in Huainan

Kohlekraftwerk in Huainan

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Kevin Frayer / Getty Images

Wenn sich die Regierungschefs ab Sonntag in Glasgow zur Uno-Klimakonferenz treffen, werden alle Augen auf China gerichtet sein. Das Land stößt inzwischen mehr als doppelt so viel Treibhausgas aus wie die USA, der weltweit zweitgrößte Emittent. Noch ist aber unklar, ob Präsident Xi Jinping überhaupt an dem Treffen teilnimmt.

Bis 2060 will die Volksrepublik klimaneutral werden, so die Ankündigung. Wie enorm die Herausforderung ist, illustriert eine Untersuchung  des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) und des Finanzdienstes »Bloomberg«. Demnach ist der CO₂-Ausstoß in dem Land mit 1,4 Milliarden Einwohner so gewaltig, dass einzelne Unternehmen jedes Jahr die Emissionen ganzer Länder übertreffen.

  • Der Stahlhersteller China Baowu stößt demnach mit 211 Millionen Tonnen mehr CO₂ in die Atmosphäre als Belgien und Österreich zusammen

  • Der Baukonzern CNBM hat mit 255 Millionen Tonnen einen ähnlich großen CO₂-Fußabdruck wie Frankreich

  • Der Energiekonzern Huaneng Power kommt mit 317 Millionen Tonnen an den Ausstoß von Großbritannien heran

  • Der Autobauer SAIC produziert mit 158 Millionen Tonnen ähnlich viel CO₂ wie Argentinien

  • Der Öl- und Petrochemiekonzern Sinopec kommt auf 733 Millionen Tonnen, mehr als Spanien und Kanada zusammen. Dabei steht Ölproduzent Kanada selbst auf Platz 11 der Länder mit dem größten Treibhausgasausstoß

Das ist nur ein Auszug aus der Liste. Zahlreiche Unternehmen aus den Sektoren Energie, Stahl, Zement und Öl haben einen ebenso weiten Weg vor sich, um ihre Emissionen langfristig auf null zu senken, sagte CREA-Expertin Lauri Myllyvirta zu »Bloomberg«. Sie müssten ihre Investitionen und Geschäftspläne mit den Klimazielen in Einklang bringen.

Die chinesische Regierung will bald einen konkreten Fahrplan vorlegen, wie die Emissionen im Land zurückgehen sollen. Bis 2026 sollen sie aber noch steigen dürfen und erst danach sinken. Peking verweist darauf, dass die reichen Industrieländer für den Großteil der Emissionen in der Atmosphäre verantwortlich sind und selbst Probleme haben, den CO₂-Ausstoß zu senken.

»Ohne China kein Weg zu den 1,5 Grad«

Während Staatschef Xi Jinping im September ankündigte, zukünftig keine Kohlekraftwerke mehr in anderen Staaten bauen zu wollen, sieht es im eigenen Land anders aus. Kohle kann China selbst fördern, was die Abhängigkeit von Energieexporten verringert. Andererseits ist das Land beim Ausbau erneuerbarer Energien weltweit führend – Solar- und Windkraft sind auch günstiger.

Die fünf größten Energieversorger des Landes, die sogenannten Big Five, haben sich verpflichtet, ab 2025 ihre Emissionen zu senken. Trotzdem werden weiterhin neue Kohlekraftwerke gebaut. Auch der Bauboom und die Errichtung ganzer Städte färbt die Klimabilanz tiefrot, weil dafür Stahl und Zement gebraucht werden.

»Ohne China gibt es keinen plausiblen Weg zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad«, so die Internationale Energieagentur (IEA). Das Land sei für ein Drittel der CO₂-Emissionen verantwortlich. Diese würden zwar weiter steigen, aber »ein Höhepunkt vor 2030 ist in Sicht«. Je früher das passiere, desto größer seien die Chancen, dass China noch rechtzeitig klimaneutral werde.

fww

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