B.1.1.529 Wegen neuer Virusvariante – Großbritannien reduziert Flugverkehr mit sechs afrikanischen Ländern

Ankunftshalle im Flughafen Heathrow: Noch ist B.1.1.529 in Großbritannien nicht als besorgniserregende Virusvariante eingestuft
Foto: May James / imago images/ZUMA WireGroßbritannien hat wegen einer neuen Variante des Coronavirus den Reiseverkehr mit sechs afrikanischen Ländern eingestellt. Es gebe Hinweise darauf, »dass sie möglicherweise übertragbarer ist als die Delta-Variante und dass Impfstoffe ... möglicherweise weniger wirksam sind«, sagte der britische Gesundheitsminister Sajid Javid am Donnerstagabend.
Deshalb würden von Freitagmittag an alle Flüge aus Südafrika, Namibia, Lesotho, Eswatini, Simbabwe und Botswana nach Großbritannien eingestellt.
Reisende, die bis Freitagmittag noch aus einem dieser Länder in Großbritannien ankommen, müssten sich in Quarantäne begeben und am zweiten und achten Tag einen PCR-Test machen, sagte Javid. Er rief alle Reisenden, die in den vergangenen zehn Tagen aus diesen Ländern gekommen waren, auf, sich zu isolieren und testen zu lassen.
Erst knapp 60 bestätigte Fälle mit B.1.1.529 in Südafrika, Botswana und Hongkong
Bislang wurden in Großbritannien keine Fälle mit der neuen Variante festgestellt. Täglich kommen jedoch nach Angaben der Nachrichtenagentur PA rund 500 bis 700 Menschen allein aus Südafrika in dem Land an. Über die Weihnachtszeit wird mit einer höheren Zahl gerechnet.
Noch ist B.1.1.529 in Großbritannien nicht als besorgniserregende Variante (variant of concern) eingestuft. PA zitierte jedoch einen Experten der britischen Behörde für Sicherheit im Gesundheitswesen mit der Einschätzung, es handle sich um »die schlimmste Variante, die wir bisher gesehen haben«. Bislang gibt es demnach erst knapp 60 bestätigte Fälle in Südafrika, Botswana und Hongkong. Die Befürchtung ist, dass die Variante mit etwa 30 Mutationen – doppelt so vielen wie die Delta-Variante – den durch Impfungen oder frühere Infektionen erworbenen Immunschutz umgehen könnte.
Auch Israel schottet sich ab
Die Regierung in Israel stufte die Länder Südafrika, Lesotho, Botswana, Simbabwe, Mosambik, Namibia und Eswatini als »rote Länder« ein. Personen dürften aus diesen Ländern nicht mehr nach Israel einreisen, teilte das Büro des Ministerpräsidenten Naftali Bennett mit. Israelis müssen bei einer Heimkehr aus diesen Ländern für bis zu 14 Tage in Quarantäne in ein Corona-Hotel, können sich aber nach einer Woche mit zwei negativen PCR-Tests freitesten. Man werde die neue Variante genau beobachten, um eine Ausbreitung in Israel zu verhindern, hieß es.
»Ernsthaft besorgniserregend«
Südafrikanische Wissenschaftler hatten zuvor mitgeteilt, die neue Variante mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 weise eine »sehr hohe Anzahl von Mutationen auf« und gebe »Anlass zur Sorge«.
Südafrikas Gesundheitsminister Joe Phaahla bezeichnete die Variante als »ernsthaft besorgniserregend« und als Ursache für einen »exponentiellen« Anstieg der gemeldeten Fälle in seinem Land.
Die Wirksamkeit der Vakzinen gegen diese Virusvariante ist demnach noch unklar. Am Freitag soll auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über B.1.1.529 beraten. Die Variante war nach Angaben der Wissenschaftler bislang in Botswana und Hongkong bei Reisenden aus Südafrika entdeckt worden.
In Südafrika war vergangenes Jahr bereits die Beta-Variante des Virus entdeckt worden. Südafrika ist mit rund 2,95 Millionen Coronafällen und mehr als 89.600 Toten das nach offiziellen Zahlen am schwersten betroffene Land in Afrika.