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Crimmeß am Strand

aus DER SPIEGEL 17/1972

Die meisten Touristen schieben es auf die fremdländische Kost, die sie nicht vertrügen -- aber Olivenöl und Auberginen sind nicht schuld daran: Immer häufiger vermasselt sogenannte Sommer-Diarrhöe mühsam erspartes Ferienglück. Und solchem Reise-Fieber kann kaum noch ein Urlauber entfliehen: Bakterien vom Stamme Vibrio parahämolyticus, so teilt der US-Ernährungswissenschaftler Dr. Georg A. Borgstrom von der Michigan State University mit, haben sich an Meerwasser gewöhnt und in den letzten zwei Jahrzehnten weltweit verbreitet. Diese Keime von Magenverstimmung und Darmerkrankungen waren zuerst 1953 in japanischen Küstengewässern entdeckt worden. Seit 1969 quält Bauchgrimmen auch Badelustige an der deutschen Ostsee. Und mittlerweile hat es Krankheitserreger vom Typ Vibrio bis zu amerikanischen Atlantik-Stränden, nach Korea und Indien, auf die Philippinen und tropische Inseln nördlich Australiens verschlagen. Gefährlich ist vor allem, daß die Bakterien gegen das althergebrachte Konservierungsmittel Salz resistent sind. Sie verseuchen so Krabben, Muscheln und Fische. Außerdem fanden Ärzte Vibrionen bei Schwimmern in infizierten Wunden. »Das rasche Ausbreiten dieses rätselhaften Keims«, so Borgstrom, »könnte auf die Dauer eine schlimmere Bedrohung sein als die Asiatische Grippe.

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