»Wir haben das Abkommen nicht angenommen« Demokratische Republik Kongo kritisiert Vorgehen auf der Artenschutzkonferenz

Bis früh in den Morgen wurde in Montreal verhandelt, am Ende steht ein ambitioniertes Abkommen. Ein Staat fühlt sich jedoch übergangen – und will nun wohl das Gespräch mit dem Uno-Generalsekretär suchen.
Ève Bazaiba, Umweltministerin der Demokratischen Republik Kongo: »Wir haben es nicht akzeptiert«

Ève Bazaiba, Umweltministerin der Demokratischen Republik Kongo: »Wir haben es nicht akzeptiert«

Foto: Lars Hagberg / AFP

Fast 200 Staaten haben sich zum Abschluss der Uno-Artenschutzkonferenz in Montreal auf ein Abkommen geeinigt – doch nicht alle Länder sind mit dem Ergebnis einverstanden. Ève Bazaiba, Umweltministerin der Demokratischen Republik Kongo, erklärte, ihr Land werde sich schriftlich an Uno-Generalsekretär António Guterres wenden, um die Position der Demokratischen Republik Kongo zum endgültigen Text darzulegen, berichtet der »Guardian« .

»Wir haben es nicht akzeptiert. Wir haben das Abkommen nicht angenommen«, sagte Bazaiba demnach und zeigte sich offen für Verhandlungen noch vor der nächsten Artenschutzkonferenz. Sie sei traurig, dass das übliche Prozedere nicht eingehalten wurde.

Nach stundenlangen Verhandlungen hatte der chinesische Umweltminister Huang Runqiu, Präsident der 15. Artenschutzkonferenz, am Montagmorgen Nägel mit Köpfen gemacht und das Abkommen nach dem hastigen Herunterrasseln  der Dokumentennummern und einem kurzen Ruf ins Plenum, er sehe keinen Widerspruch, für angenommen erklärt.

Vertreter einiger vor allem ärmerer Länder kritisierten, dass in dem sogenannten Kunming-Montreal-Abkommen zu wenig finanzielle Hilfen der reicheren Länder eingeplant worden seien. Diese Einwände seien nicht ausreichend ernst genommen worden, und die Verabschiedung sei am Ende auch gegen Widerstände durchgepeitscht worden, heißt es von der Demokratischen Republik Kongo.

Umweltschützer mahnen Umsetzung an

Das Abkommen sieht unter anderem vor, dass 30 Prozent der Land- und Meeresfläche der Erde bis 2030 zu Schutzgebieten erklärt werden. Zudem sollen Entwicklungsländern bis 2025 jährlich 20 Milliarden Dollar (18 Milliarden Euro) für Naturschutz zur Verfügung gestellt werden. Bis 2030 sollen es mindestens 30 Milliarden Dollar sein.

»Wir fangen endlich an, Frieden mit der Natur zu schmieden«, sagte Uno-Generalsekretär António Guterres am Montag in New York. »Dieses Abkommen ist ein wichtiger Schritt für die entschlossene Diplomatie und ich rufe alle Länder auf, es einzulösen.«

Auch Vertreterinnen und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen forderten die Teilnehmerstaaten des Gipfels dringend zur Umsetzung der in dem Abkommen vereinbarten Ziele auf. »Die Regierungen haben sich in Montreal auf die richtige Seite der Geschichte gestellt, aber die Geschichte wird über sie richten, wenn sie sich an die gemachten Versprechen nicht halten«, sagte der Direktor des Verbands WWF International, Marco Lambertini.

Die Teilnehmerstaaten müssten nun jeweils einzeln »den Schutz in ihren Gebieten so stark wie möglich gestalten«, mahnte Jannes Stoppel von Greenpeace Deutschland an. Zudem gebe es noch eine Finanzierungslücke. Auch der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Olaf Bandt, sagte, es sei »zu früh, um in echten Jubel auszubrechen«. Viele Umsetzungs- und Kontrollfragen seien noch ungeklärt. »Es bleibt zu befürchten, dass unsere Rohstoffgier im Nahrungs-, Forst- oder Bergbaubereich die Erfolge international zunichtemachen wird.«

ani/dpa
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