Flugsicherung in Deutschland 15.000 Ballons steigen pro Jahr auf, aber betreiben sie Spionage?

Schweben Spionagegeräte etwa auch über Deutschland? Der Himmel ist jedenfalls voller Ballons, sagt die Deutsche Flugsicherung. Doch zum Ausspähen taugen sie eher weniger.
Wetterballon in Ensdorf (Saarland): Zweimal pro Tag lässt allein der Deutsche Wetterdienst Ballons steigen

Wetterballon in Ensdorf (Saarland): Zweimal pro Tag lässt allein der Deutsche Wetterdienst Ballons steigen

Foto: Becker & Bredel / IMAGO

Aus Angst vor Spionage haben die USA vor knapp zwei Wochen unbekannte Flugobjekte abgeschossen , darunter einen Ballon aus China. Nun zeigen Schätzungen der Deutschen Flugsicherung (DFS): Auch über Deutschland schweben unzählige Ballons. Pro Jahr steigen demnach etwa 15.000 unbemannte Ballons auf. Etwa die Hälfte von ihnen sind Wetterballons des Deutschen Wetterdienstes (DWD), teilte der DWD mit.

Dabei sei der Begriff Wetterballon eigentlich falsch, sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Denn der mit Helium gefüllte Ballon selbst nimmt keine Messungen vor, er transportiert lediglich eine Radiosonde in hohe Luftschichten, die Stratosphäre. Das mit einem Seil befestigte Messgerät, das etwa so groß und schwer ist wie ein Smartphone, funkt Messwerte wie Lufttemperatur und Feuchtigkeit an eine Wetterstation am Boden.

Großteil der Ballons kommt von Kinderpartys

Zweimal täglich, um 10.45 und 22.45 Uhr, steigen die Ballons mit einer Geschwindigkeit von etwa 18 Kilometern pro Stunde in die Höhe. Am Boden sind die dehnbaren Ballons drei bis fünf Meter hoch, am höchsten Punkt bis zu 40 Meter. Nach rund anderthalb Stunden, in einer Höhe von rund 30 Kilometern, platzt der dünne Latex-Ballon. Ein Fallschirm entfaltet sich und die Sonde gleitet zu Boden. Ein Flug kostet etwa 250 Euro, pro Tag schickt der DWD etwa 20 Ballons in die Luft.

Die Sonde wird nicht mehr gebraucht und bleibt dort liegen, wo sie landet. Je nachdem wie stark der Wind weht, landet die Sonde bis zu 300 Kilometer von ihrem Startpunkt entfernt auf der Erde. Häufig sammelten Luftfahrt-Fans und Geocacher die Sonden ein, um sie mit nach Hause zu nehmen, sagte Friedrich.

Bundeswehr hat keine Spionageballons

Die Deutsche Flugsicherung weiß nur wenig über die Ballons. Sie fliegen deutlich höher als Flugzeuge und benötigen deshalb keine Freigabe. Ein großer Teil der Ballons im deutschen Luftraum sind laut DFS Kinderballons, etwa von Geburtstagsfeiern.

Doch sind wirklich alle Ballons harmlos? Die Bundeswehr hat keine Ballons im deutschen Luftraum, sagte ein Sprecher. Man setze auch keine Ballons zu militärischen Zwecken ein. Nach Kenntnis der Bundeswehr befänden sich auch keine fremden militärischen Ballons, etwa Spionageballons, über Deutschland.

Die Bundeswehr kann einen Ballon nach rechtlicher Freigabe abschießen, sollte er eine militärische Bedrohung darstellen, sagte der Sprecher.

koe/dpa
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