Foto: DER SPIEGEL
Frank Thadeusz

Elementarteilchen Sorry, dass ich hier stehe!

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn Sie diese Zeilen lesen, hat der britische König Charles III. seine Deutschlandvisite schon wieder hinter sich. Es bleibt jedoch ein Eindruck, der sich immer einstellt, wenn hoher Besuch von der Insel da war: Wie sehr wir grobschlächtigen Deutschen doch diese Britishness lieben. Also dauernd dünnen Tee mit Milch trinken, verschrobene Hobbys pflegen, wie etwa lebende Regenwürmer sammeln und vor allem: sich dauernd für alles entschuldigen, obwohl man selbst gar nichts gemacht hat.

Kürzlich lauschte ich vergnügt, als Bekannte darüber sinnierten, was der Inbegriff von Britishness sei. Ergebnis: Laut »Sorry, dass ich im Weg stehe!« rufen, wenn einem als Fußgänger auf dem Bürgersteig ein E-Scooter-Fahrer begegnet und einen mit Karacho umzunieten droht.

Mein Kollege Arvid Haitsch hat die Hintergründe beleuchtet, warum derzeit in der französischen Hauptstadt Paris erwogen wird, die nervigen Fahrzeuge abzuschaffen. Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat sich dort immerhin an die Spitze der Befürworter eines Verbots gestellt.

Alle E-Scooter dieser Welt zu verschrotten ist meines Erachtens der einzig richtige Weg. Auf den Gehwegen Berlins etwa werden die Roller zur Waffe in den Händen eines Publikums, das mit Verkehrsregeln augenscheinlich allzu oft nur grob vertraut ist.

Auch Berlin will etwas gegen die E-Scooter-Plage tun.  An neuralgischen Punkten sollen Abstellflächen für den fahrenden Sondermüll entstehen. Für mich signalisiert diese Maßnahme leider nur eines: Die Roller sind gekommen, um zu bleiben.

Für so viel entschlossene Halbherzigkeit meiner Heimatstadt möchte ich Ihnen ein lautes »Sorry!« entgegenrufen.

Herzlich

Ihr Frank Thadeusz

Ein typisches Bild der Gegenwart: E-Roller, die in der Gegend herumliegen.

Ein typisches Bild der Gegenwart: E-Roller, die in der Gegend herumliegen.

Foto: Florian Gaertner / Photothek / Getty Images

Außerdem empfehle ich Ihnen:

Was können weltuntergangsgestimmte Bürger der Gegenwart aus dem Kollaps des Römischen Reichs lernen? Anaïs Kaluza und Alexander Kauschanski haben den Anthropologen Joseph Tainter dazu befragt. 

»TMI« (für too much information) sagt der lässige Großstädter nur knapp, wenn ihn Menschen ungefragt mit Intimitäten behelligen. Meine Kollegin Veronika Silberg hat das Gesellschaftsphänomen beleuchtet.

Wenn Sie demnächst das Foto eines Weißen Hais sehen, der im Teich ihres heimatlichen Parks kreist, ist das vermutlich ein Beispiel für Fake News.  Die täuschend echte Bildermanipulation greift um sich und zaubert nicht nur dem Papst eine wärmende Rapperjacke auf den Leib.

Der Atomwissenschaftler Edward Teller gilt als Vorbild des verrückten Dr. Seltsam in dem gleichnamigen Filmklassiker von Stanley Kubrick. In der ZDF-Mediathek ist ein Gespräch Tellers mit dem ehemaligen SPIEGEL-Chefredakteur Günter Gaus aus dem Jahr 1963 zu sehen.  Teller verteidigt mit buschigen Augenbrauen und schiefem Grinsen den Bau von Massenvernichtungswaffen. Ein unschätzbares Filmdokument in Zeiten der wiederkehrenden Angst vor dem Atomkrieg.

Forscher versuchen, das Leben der ersten Bewohner des amerikanischen Kontinents zu enträtseln – lange, bevor er zu den Vereinigten Staaten wurde. Ungewöhnlich ist, wo sie auf Spurensuche gehen: Unterwasser. 

Bild der Woche

Foto: Michael Buholzer / KEYSTONE / picture alliance

Die Zähne sind geputzt für den großen Auftritt. Am 18. April soll das 3,9 Meter hohe Skelett des Tyrannosaurus rex TRX-293 in der Auktionshalle Zürich versteigert werden. Dessen Kosename »Trinity« deutet auf die fragwürdige Herkunft der räuberischen Echse hin: Das Skelett wurde aus drei verschiedenen Exemplaren zusammengestückelt. Kritiker erinnert dieses naturkundliche Artefakt deshalb an Frankensteins Monster. Das schmälert aber wohl nicht das Kaufinteresse, wie sich an der Höhe des Startgebots ablesen lässt: fünf Millionen Euro.

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