»Earth Overshoot Day« Die natürlichen Ressourcen für 2022 sind schon jetzt aufgebraucht

An Tag 125 des Jahres hat Deutschland die »Erdüberlastung« erreicht. Die ökologischen Ressourcen, die bei einer nachhaltigen Nutzung 2022 zur Verfügung stehen, sind damit erschöpft. 20 Staaten waren noch schneller.
Unter anderem die hohen Emissionen im Verkehrssektor tragen dazu bei, dass Deutschland schon jetzt den Tag der Erdüberlastung erreicht

Unter anderem die hohen Emissionen im Verkehrssektor tragen dazu bei, dass Deutschland schon jetzt den Tag der Erdüberlastung erreicht

Foto: Jochen Tack / IMAGO

Deutschland hat sein Ressourcen-Budget für 2022 verbraucht. Am 125. Tag des Jahres sind bereits sämtliche natürlichen Ressourcen erschöpft, die bei einer nachhaltigen Nutzung eigentlich bis zum Jahresende zur Verfügung stehen sollten. Unter einer nachhaltigen Nutzung von Ressourcen versteht man, dass nur so viel verbraucht wird, wie auch nachwächst. Auch wären bereits an diesem Mittwoch weltweit alle ökologisch verkraftbaren Emissionen ausgestoßen – würden alle Staaten der Erde so haushalten wie Deutschland.

Deutschland lebt »auf Pump«

Dass der »Earth Overshoot Day«, der sogenannte Erdüberlastungstag, bereits so früh im Jahr erreicht wurde, verdeutliche einmal mehr, »wie sehr wir über dem Limit leben, unsere knappen Ressourcen vergeuden, und wie schlecht wir unsere Ökosysteme weiter behandeln«, sagte Christoph Heinrich von der Umweltschutzorganisation WWF.

Ähnlich äußerte sich auch Antje von Broock, Bundesgeschäftsführerin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Deutschland schlage »absolut über die Stränge« und lebe »auf Pump und auf Kosten der Menschen im Globalen Süden«, sagte sie. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine zeige besonders, wie begrenzt die Rohstoffe seien. Die Bundesregierung müsse gesetzlich für den Schutz der Ressourcen sorgen.

Würden alle Länder so haushalten wie Deutschland, bräuchte die Menschheit mehr als drei Planeten Erde, um den Ressourcenbedarf zu decken. Dazu, dass Deutschland bereits jetzt alle Ressourcen verbraucht hat, trügen unter anderem der hohe Energieverbrauch und der hohe CO₂-Ausstoß im Verkehr und in der Massentierhaltung bei, aber auch die Verunreinigung von Böden, Luft und Grundwasser.

Katar und Luxemburg erreichten den Overshoot Day im Februar

Berechnet wird der Termin der »Erdüberlastung«  von der Footprint Data Foundation, der York University und dem Global Footprint Network – sowohl für einzelne Länder als auch für den gesamten Planeten.

Insgesamt 20 Staaten haben der Aufstellung zufolge die natürlichen Ressourcen noch früher verbraucht als Deutschland: Katar und Luxemburg erreichten den Erdüberlastungstag bereits Mitte Februar, im März hatten unter anderem die USA, die Vereinigten Arabischen Emirate, Australien , Finnland und Dänemark  so viele Ressourcen verbraucht, wie der Planet innerhalb eines Jahres regenerieren kann. Im April überschritten zum Beispiel auch Südkorea, Schweden, Norwegen, Russland oder Saudi-Arabien die Grenze.

Es gibt allerdings auch zahlreiche Staaten – vor allem auf dem afrikanischen Kontinent, in Asien und Südamerika –, die die Marke der Erdüberlastung nicht reißen. In diesen Staaten ist der ökologische Fußabdruck pro Person kleiner als die sogenannte globale Biokapazität pro Person. Diese Größe gibt das Global Footprint Network mit 1,6 gba, also mit »globalen Hektar« an. Ein »globaler Hektar« entspricht einem Hektar Land mit weltweit durchschnittlicher biologischer Produktivität.

vki/dpa
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