Entstehung des Universums Wir leben in einer Blase

Aufnahme des Hubble-Weltraumteleskops von NGC 3568, einer 57 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernten Galaxie
Foto: ESA / Hubble / NASABereits vor einem halben Jahrhundert stellten Astronomen die Theorie auf, dass sogenannte Superblasen entscheidend sein können für das Verständnis von Galaxien. »Nun haben wir auch den Beweis«, sagte Harvard-Astronomin Alyssa Goodman über ein in »Nature« veröffentlichtes Forschungsprojekt.
Die Erde und das Sonnensystem befinden sich demnach in einer vor etwa 14 Millionen Jahren entstandenen Blase, einem staubfreien, mit heißem Gas gefülltem Raum – mit einem Durchmesser von etwa 1.000 Lichtjahren. An ihrem Rand befinden sich Tausende junge Sterne. Im Laufe von »einigen Millionen Jahren« gab es dann etwa 15 Supernovä-Explosionen, berichtet das Forscherteam der Universität Wien.
Die Explosion der massereichen Sterne (»Supernovä«) verschiebe interstellares Gas nach außen und erzeuge dadurch die Blase. Das Gas, welches am Rand dieser sich ausdehnenden Blase liegt, werde dadurch verdichtet. Es bildeten sich Molekülwolken, in welchen schließlich Sterne entstehen konnten.
»Als die ersten Supernovä explodiert sind, welche schließlich die Lokale Blase geformt haben, war unsere Sonne noch weit entfernt von diesem Ereignis«, sagte João Alves von der Universität Wien: »Aber vor etwa fünf Millionen Jahren hat der galaktische Orbit unserer Sonne unser Sonnensystem direkt in die Lokale Blase geführt. Nun sitzt die Sonne durch puren Zufall fast genau im Zentrum dieser Blase.«
Galaxien wie unsere Milchstraße könne man sich demnach wie einen löchrigen Schweizer Käse vorstellen: »Die Löcher in diesem Emmentaler, also die Blasen, wurden von vergangenen Supernova-Explosionen erzeugt. So können neue Sterne um die Käselöcher herum entstehen – dort, wo das Gas von der Energie der sterbenden Sterne verdichtet wurde«, heißt es weiter.
Gaia-Weltraumteleskop lieferte Daten
Die Blase habe aber keine endgültige Form, sie wachse weiterhin. »Die Blase dehnt sich noch immer mit einer Geschwindigkeit von etwa sechs bis sieben Kilometer pro Sekunde in unserer galaktischen Nachbarschaft aus«, sagte Catherine Zucker vom Space Telescope Science Institute. »Allerdings hat sie den Hauptteil ihrer Kraft und ihren Schwung bereits verloren und sich auf eine konstante Ausdehnungsgeschwindigkeit eingependelt.«
Nächster Schritt für die Forscherinnen sei es nun, alle interstellaren Blasen in Reichweite zu vermessen und so eine vollständige 3D-Visualisierung zu bekommen. Dies soll den Astronomen ermöglichen, den Einfluss von sterbenden Sternen auf die neue Sternentstehung besser zu verstehen und dadurch auch die Struktur und Evolution von Galaxien wie unserer Milchstraße.
Möglich wurde die Forschung mithilfe von neuen Daten des Gaia-Weltraumteleskops von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), heißt es weiter. Dieses vermisst Distanzen und Eigenbewegungen von Milliarden von Sternen.