Der rätselhaften Immunkrankheit Aids fallen offenbar nicht nur Homosexuelle und Drogenabhängige zum Opfer. Kanadische Mediziner berichten jetzt in der britischen Ärzte-Zeitschrift »The Lancet« über den Fall einer ehemaligen Nonne, die im Toronto General Hospital an der Seuche starb. Die 52jährige Frau hatte ihren Orden 1972 verlassen, um an der Rehabilitation von Prostituierten in Port-au-Prince auf Haiti mitzuarbeiten. Während ihres Aufenthaltes auf der Karibik-Insel, so ermittelten die Ärzte, habe die Frau weder Drogen genommen noch Bluttransfusionen erhalten, die die Aids-Erreger hätten übertragen können. Sexuellen Kontakt habe sie mit nur einem Mann während eines Auslandsaufenthaltes gehabt. Nach Kanada zurückgekehrt, erkrankte die Ex-Nonne an den typischen Aids-Symptomen. Der einzige Risiko-Faktor, so folgern die Ärzte, sei in diesem Falle der Aufenthalt auf Haiti gewesen, wo das Immun-Leiden besonders häufig auftrete. Da die Frau Haiti schon 1979 verlassen habe, sei die Seuche dort offensichtlich schon verbreitet gewesen, bevor die ersten Erkrankungen bei männlichen Homosexuellen gemeldet wurden.
Zur Ausgabe
Artikel 74 / 83
Mehr lesen über
Zur Ausgabe
Artikel 74 / 83