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AUTOMOBILE Fabrikneuer Edelschrott

aus DER SPIEGEL 19/2008

In den USA hat der japanische Pkw-Hersteller Mazda die wohl irrsinnigste Autofabrik der Welt errichtet. Sie verarbeitet exakt 4703 nagelneue Autos (Wert: 117 Millionen Dollar) zu erlesenem Qualitätsschrott. Über ein Jahr dauerte es, bis die Produktionslinie in Portland, Oregon, stand, nun aber läuft sie mit hochgelobter Effizienz. Erst werden die unbenutzten Airbags zur Explosion gebracht, dann die unbenutzten Problemwässerchen wie das teure Öl oder die Bremsflüssigkeit abgesaugt; aus den Katalysatoren wird Platin gepult. Alle benutzbaren Teile wie CD-Spieler, Reifen, Radkappen werden sorgsam zersägt, zerschlagen oder zerstochen. Am Ende stehen Presse und Schredder - und vieles von dem, was übrig bleibt, wird nach Asien verschifft, damit der Schrott dort wiederum zu Autos recycelt werden kann. All diese unglücklichen Pkw standen einst an Bord des Auto-Transportschiffs »Cougar Ace«, das nach Problemen mit dem Ballastwasser im Juli 2006 vor der Küste von Alaska 60 Grad Schlagseite bekam. Die Wagen waren gut gesichert, und fast alle überstanden die Havarie ohne Schaden. Dennoch mochte Mazda sie nicht mehr verkaufen und sie auch nicht verramschen, verschenken oder ausschlachten. Für die Rückbau-Manufaktur kommen Versicherungen auf.

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