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DROGENPOLITIK Falsche Fährte

aus DER SPIEGEL 8/1997

Eine Neuorientierung der Ursachenforschung auf dem Gebiet der Drogenabhängigkeit hat der US-Neurowissenschaftler Michael S. Gazzaniga in einem Leitartikel der Zeitschrift science gefordert. Die bislang vorherrschende Ansicht - wenn man erst herausgefunden habe, welche Botenstoffe im Hirn (Neurotransmitter) jeweils auf eine bestimmte Droge ansprechen, sei dieses Problem auch lösbar - tauge nur sehr bedingt. Um die Ursachen für Drogenmißbrauch aufzuhellen, so Gazzaniga, müßte man zugestehen, daß dabei auch kognitive Prozesse, die Wahrnehmungen, Erwartungen und Ziele eines Menschen, eine entscheidende Rolle spielen. Es müßten Erklärungen gefunden werden, warum viele Menschen Rauschdrogen ohne große Probleme auf Dauer aufgeben können, andere immer wieder rückfällig werden. Nur ein besseres Verstehen, so Gazzaniga, könnte aus der Sackgasse führen, in der sich die Drogenbekämpfung befindet: Seit 1982 wurde der US-Etat für Drogenbekämpfung - vor allem für verstärkte Fahndung und Überwachung - von 650 Millionen auf 13 Milliarden Dollar erhöht. Weder hat sich dadurch die Zahl der Abhängigen vermindert, noch ist das Angebot an Drogen geringer geworden. Für Forschungen, wie sie Gazzaniga wünscht, wurden jetzt - erstmals - nur 1,5 Millionen Dollar genehmigt.

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