Überraschender Fund unter der Haut Maus hat Schwanz wie ein Gürteltier – und keiner hat es bisher bemerkt

Stachelmäuse sind bekannt für ihre Selbstheilungskräfte: Selbst große Wunden schließen sich schnell, ohne Narben zu hinterlassen. Nun haben Forscher ein neues Detail bei dem Nagetier entdeckt.
Stachelmäuse: Fühlen sie sich bedroht, werfen die Nagetiere Teile der Haut ab

Stachelmäuse: Fühlen sie sich bedroht, werfen die Nagetiere Teile der Haut ab

Foto: Anadolu Agency / Getty Images

Von außen ist der Panzer unsichtbar. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum er so lange unentdeckt geblieben ist: Forschende haben bei Stachelmäusen überraschend knöcherne Strukturen entdeckt, die an den Panzer eines Gürteltiers erinnern. Die Knochenplatten liegen verborgen unter der Haut im Schwanz der Tiere, berichtet ein Team im Fachblatt »iScience« .

Die Entdeckung ist aus zwei Gründen überraschend. Zum einen werden Stachelmäuse schon seit Langem erforscht, aber die auffälligen Strukturen in ihrem Schwanz sind offenbar niemandem aufgefallen – bis jetzt. Zum anderen sind solche knöchernen Platten, im Fachjargon Osteoderm genannt, bei heute lebenden Säugetieren außergewöhnlich. Bisher waren sie nur bei den Gürteltieren bekannt.

Zufallsfund im CT

Der Biologe Edward Stanley vom Florida Museum of Natural History wurde zufällig fündig, als er eine Stachelmaus mit einem Computertomografen (CT) untersuchte. Solche CT-Scans ermöglichen einen detaillierten Blick in den Körper. Stanley benötigte die Aufnahmen für eine Onlinedatenbank, auf der Informationen über 20.000 Wirbeltiere gesammelt werden sollen, das sogenannte openVertebrate Project.

Skelett einer Stachelmaus mit Osteoderm im Schwanz

Skelett einer Stachelmaus mit Osteoderm im Schwanz

Foto: Edward Stanley / Florida Museum of Natural History

Als Stanley die Aufnahme des Mäuseschwanzes näher betrachtete, stutze er. Denn die knöchernen Platten, die er sah, kannte der Biologe keineswegs von Nagetieren, sondern von Echsen oder Krokodilen. »Obwohl Stachelmäuse weitgehend bekannt sind und häufig in allen möglichen Laborexperimenten verwendet werden, war niemandem aufgefallen, dass sie so was haben«, sagte Stanley der »New York Times«. 

Wozu die Platten dienen, ist unklar, womöglich schirmen sich die Mäuse damit gegen Feinde ab. Oder die knöchernen Strukturen sollen den Schwanz zusätzlich schützen, wie eine Art Kettenpanzer.

Im Laufe der Evolution sind die knöchernen Strukturen mehrfach entstanden. Typisch sind sie vor allem für Reptilien. Sie sind auch von ausgestorbenen Säugetieren bekannt, wie dem Riesenfaultier, das mehrere Tonnen wog.

Nachwachsende Haut, Nerven, Muskeln

Der verborgene Kettenpanzer ist eine von mehreren Besonderheiten der Stachelmäuse. Für die Forschung sind sie interessant, weil sie erstaunliche Fähigkeiten zur Selbstheilung zeigen. So ist von mehreren Arten aus Experimenten bekannt, dass sie Haut, Muskeln, Nerven und sogar Teile des Rückenmarks neu bilden können.

Wittern sie Gefahr, werfen einige Stachelmäuse Teile ihres Schwanzes und ihrer Haut ab. Die wunden Stellen heilen schnell, ohne Narben zu hinterlassen. Nicht nur das: Nach einem Herzinfarkt bilden die Mäuse neue Blutgefäße.

Stanley und sein Team wollen nun herausfinden, welche Gene für den ungewöhnlichen Schwanz der Stachelmaus verantwortlich sind. Und ob womöglich weitere Säugetiere solch ein Osteoderm haben. Denn wirklich danach gesucht, sagt Stanley, hat bisher niemand.

koe
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