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ARCHÄOLOGIE Frau Pharao

aus DER SPIEGEL 1/2008

Sensation im Tal der Könige! Mit Hilfe eines 1,8 Zentimeter langen Backenzahns identifizierten ägyptische Archäologen im Juni einen gut konservierten Frauenkörper aus dem Grab einer Amme als die verloren geglaubte Mumie der legendären Hatschepsut. Die Königstochter machte sich vor 3500 Jahren selbst zum Pharao - ein Status, der davor und danach nur Männern vorbehalten war. So verdrängte Hatschepsut ihren Neffen vom Thron - und hielt sich darauf 20 Jahre lang. Die Herrscherin präsentierte

sich männlich: Statuen zeigen sie mit Lendenschurz, bei festlichen Anlässen erschien sie mit angeklebtem Kinnbart. Mit etwa Mitte vierzig starb sie - früh gealtert, mit schlechten Zähnen und morschen Knochen, mehr Matrone als Amazone: »Die Dame war fett, litt an Diabetes und Leberkrebs«, verkündete Zahi Hawass, Leiter der Ägyptischen Altertumsverwaltung in Kairo bei der Präsentation Hatschepsuts im Juni. Auch der gegerbte Leichnam des Kindpharaos Tutanchamun ist neuerdings in einer Seitenkammer seines Grabes zu besichtigen. Mumienausstellungen ziehen in Karlsruhe und Mannheim Besuchermassen an. Aber darf man Tote einfach so anschauen, nur weil sie ein paar tausend Jahre alt sind? Die Schaulust sprenge »die Grenzen des Anstands und der Pietät«, wetterte die »FAZ« und bezeichnet das Herzeigen des mumifizierten Gesichts des Tutanchamun, »in dem abstoßende Risse und Löcher klafften«, als »Leichenschändung im Namen von Wissenschaft und Kultur«.

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