

Optogenetik Lassen sich Emotionen wie Wut und Angst gezielt ein- und ausschalten?

Liebe Leserin, lieber Leser,
wie entstehen Gefühle? Für den US-amerikanischen Neurobiologen Karl Deisseroth sind die Grundlagen von Empfindungen wie Angst, Trauer oder Liebe das womöglich »größte Mysterium des Universums«.
Mein Kollege Johann Grolle hat mit Deisseroth darüber gesprochen, wie die Wissenschaft menschlichen Emotionen auf die Spur kommt. Immer besser verstehen Forschende deren molekulare Grundlagen – und wie sie sich beeinflussen lassen.
Mithilfe der Optogenetik, der gezielten Aktivierung einzelner Zellen oder Schaltkreise durch Laserlicht, schalten sie etwa bei Mäusen bestimmte Hirnregionen ein, die für angenehme Gefühle verantwortlich sind. Die Nager suchen dann einen bestimmten Ort immer wieder auf, an dem sie die Aktivierung erfahren.
Ebenso lassen sich allerdings neuronale Netze scharf schalten, die Mäuse zur Raserei treiben. Auch das haben Forschende gezeigt: Wie von Sinnen attackieren derart manipulierte Nager ihre Artgenossen.
Eine gruselige Vorstellung, denn es bedeutet, dass auch mein freier Wille von ein paar Lichtblitzen außer Kraft gesetzt werden könnte. Auch Forscher Deisseroth findet das unheimlich – und faszinierend. Denn aus dem Wissen um die genaue Funktion einzelner Zellverbände könnten sich Therapien ergeben, etwa für bestimmte psychiatrische Leiden. »Jetzt können wir uns daranmachen«, sagt er im SPIEGEL-Gespräch, »spezifische Medikamente zu entwickeln, die an genau diesen Zellen angreifen.«
Herzlich,
Ihre Julia Koch

Optogenetik im Tierversuch
Foto: Robinson LabAußerdem empfehle ich Ihnen:
Gesteuerte Gefühle: Lassen sich Emotionen wie Wut und Angst gezielt ein- und ausschalten? Im SPIEGEL-Gespräch erklärt US-Neurobiologe Karl Deisseroth, dass das theoretisch möglich ist.
Gute Keime: Jenaer Mediziner entwickeln neue Therapien gegen Autoimmunerkrankungen wie Colitis ulcerosa. Als Wirkstoff dienen Darmbakterien, gewonnen aus dem Kot gesunder Menschen.
Schöne Bilder: In Lübeck untersuchen Forscher das Werk eines Künstlers der Renaissance mit neuester Infrarottechnik – und machen dabei verblüffende Entdeckungen.
Hoffnung für die Nuklearbranche: Die Atomindustrie versucht, sich als Klimaretterin zu profilieren. Neuartige Minikraftwerke sollen sicherer sein und CO₂-freien Nuklearstrom billiger machen. Doch werden sie noch rechtzeitig fertig?
Kühlung durch Vulkane: Heftige Eruptionen können die Temperatur auf der Erde senken. Wie funktioniert das und kann der Effekt durch aktuell aktive Vulkane wie den Cumbre Vieja auf La Palma eintreten?
Der Zopf des Sitting Bull: Er war Stammeshäuptling und Medizinmann der Hunkpapa-Lakota-Sioux, bekannt vor allem als Symbol des Widerstands der amerikanischen Ureinwohner. Ein Urenkel kämpft um eine neue Grabstätte für Sitting Bull. Das Verwandtschaftsverhältnis belegen jetzt Genanalysen – das Material dafür stammt aus einem Zopf des Häuptlings.
Bild der Woche

Der Feuerschweif der Trägerrakete spiegelte sich im Wasser bei Cape Canaveral, als Raumsonde »Lucy« Mitte Oktober ins All geschickt wurde. Die Mission geht zu Asteroiden auf der Umlaufbahn des Jupiter und ist die Erste dieser Art in der Geschichte der Raumfahrt. Lucy wird fast 6,5 Milliarden Kilometer zurücklegen. Erstmals könnte sie einen Jupiter-Asteroiden im Jahr 2027 passieren, vier weitere Vorbeiflüge sollen bis 2033 folgen.