USA sprechen von »Nettoenergiegewinn« Ist das der Durchbruch bei der Kernfusion?

Inneres einer Vorverstärker-Stützstruktur (Symbolbild): Eine Stellungnahme des US-Energieministeriums wird am Dienstag erwartet
Foto: Damien Jemison / Lawrence Livermore National LaboratoryWissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eines US-Labors ist offenbar ein wichtiger Fortschritt in der Kernfusionsforschung gelungen. US-Energieministerin Jennifer Granholm werde am Dienstag »einen bedeutenden wissenschaftlichen Durchbruch« bekannt geben, berichtete die »Financial Times« . Erste, noch unbestätigte Details wurden auch veröffentlicht.
Fachleuten am Bundeslabor Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) sei es erstmals gelungen, mit einem experimentellen Fusionsreaktor mehr Energie zu erzeugen, als während des Prozesses verbraucht wurde, heißt es in dem Zeitungsbericht unter Berufung auf drei an der Forschung Beteiligte. Dabei sei ein »Nettoenergiegewinn« von 120 Prozent erreicht worden.
Auch die »Washington Post« berichtete über den mutmaßlichen Durchbruch und zitierte einen Fusionswissenschaftler mit den Worten: »Für die meisten von uns war dies nur eine Frage der Zeit.« Das US-Energieministerium und das Labor wollten die Berichte zunächst allerdings nicht bestätigen, da die »Analyse noch im Gange« sei. Andere Fachleute warnen vor zu hohen Erwartungen.
Jahrzehntelange Tests
»Obwohl dies eine positive Nachricht ist, ist dieses Ergebnis noch weit von der tatsächlichen Energiegewinnung entfernt, die für die Stromerzeugung erforderlich ist«, sagte Tony Roulstone von der Universität Cambridge einer Mitteilung zufolge. Die Energie der genutzten Laser sei im Nettogewinn nicht berücksichtigt worden. Sie hätten jedoch ein Vielfaches der gewonnenen Energiemengen gefressen.
Kernkraft und Kernfusion gewinnen Energie aus den Bindungskräften von Atomkernen. Bei der Kernkraft werden größere Atome gespalten, dabei entsteht allerdings radioaktiver Abfall und es besteht das Risiko schwerer Unfälle. Bei der Kernfusion hingegen werden kleinere Atomkerne zu größeren verschmolzen, daher auch der Begriff der Fusion. Die Technologie gilt als sauber und sicher.
Um eine Kernfusion herbeizuführen, ist allerdings ein erheblicher Energieaufwand nötig. Die Technologie könnte ihren Unterstützern zufolge auf lange Sicht eine Alternative zur Nutzung fossiler Brennstoffe und der umstrittenen Kernspaltung werden. Obwohl seit den Fünfzigerjahren Dutzende Versuchsreaktoren gebaut wurden, war es bislang jedoch in keiner Anlage gelungen, mehr Energie zu erzeugen, als für den Prozess benötigt wird.