Klimaforscher kritisiert den Greta-Hype "Das ist Wichtigtuerei von reichen Nordeuropäern"

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Dieser Text gehört zu den meistgelesenen Beiträgen 2019. Wir haben ihn nach Greta Thunbergs Auftritt beim Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar 2020 aktualisiert.
Storch zählt zu den weltweit führenden Klimaexperten. Am Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie und am Helmholtz-Zentrum für Küstenforschung in Geesthacht war der Mathematiker an der Auswertung jener Computermodelle beteiligt, mit denen das Klima der Zukunft simuliert wird. Für seine Verdienste in der Klimaforschung erhielt er das Bundesverdienstkreuz.
SPIEGEL: Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos hat die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg erneut gefordert, wir sollten angesichts der globalen Erwärmung in Panik ausbrechen. Hat sie recht?
Storch: Wenn jemand Freude an Panik hat, bitte schön. Ich verstehe durchaus, dass viele Menschen verzweifeln angesichts der Probleme in der Welt. Aber allein wegen des Klimawandels Panik zu verbreiten, ist für mich die Wichtigtuerei von reichen Nordeuropäern.
SPIEGEL: Den Staatenlenkern wirft Greta Thunberg vor, nichts gegen den Klimawandel zu unternehmen. "Unser Haus steht noch immer in Flammen", erklärte Thunberg in Davos. "Eure Untätigkeit heizt die Flammen weiter an, und zwar stündlich."
Storch: Ich bezweifle, dass junge unausgebildete Leute in Nordeuropa beurteilen können, was Regierungschefs in China, Tansania oder Polen tun oder nicht tun – geschweige denn welche schwierigen Abwägungsprozesse in den einzelnen Ländern ablaufen. Was die jungen Klimaaktivisten anbieten, ist ein wilder Mix aus Fakten und Spekulationen. Das hilft uns nicht weiter.
SPIEGEL: Greta Thunberg und ihre Anhänger fordern, mehr auf die Wissenschaft zu hören. Das müsste Ihnen doch gefallen.
Storch: Keineswegs. Frau Thunberg meint wohl vor allem jene Wissenschaftler, die sagen, was sie hören will. Es ist aber nicht Aufgabe von uns Klimaforschern, den Politikern zu diktieren, wie sie entscheiden sollen. Letztlich sind wir Fachidioten. Wir können ausrechnen, dass sich die Temperaturerhöhung nur dann auf zwei Grad begrenzen lässt, wenn wir bis Mitte des Jahrhunderts die CO2-Emissionen auf null bringen. Es ist dann aber eine politische Entscheidung, ob dieses Ziel erreicht werden soll und wie es dabei gelingt, für einen Ausgleich der widerstreitenden Interessen zu sorgen.
SPIEGEL: Ist die Panik der streikenden Jugendlichen begründet?
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