Aggressive Verbindung Ozon reagiert mit Hautfett

Ozon kann in geschlossenen Räumen unangenehme Folgen haben, wie eine neue Studie ergab. Das Gas reagiert demnach mit dem Hautfett und lässt aggressive Substanzen entstehen. Schon eine einzelne Person konnte im Experiment den Ozonwert in einem kleinen Büro deutlich senken.

Washington - Der Fettfilm auf der menschlichen Haut reagiert mit Ozon aus der Luft, das hat ein Forscherduo jetzt nachgewiesen. Die aggressive Sauerstoffverbindung wird dadurch zwar neutralisiert, doch die dabei in Gang gesetzten chemischen Prozesse führen zur Bildung von Substanzen, die Atemwegs- und Hautirritationen verursachen können. Die Reaktionen beschränken sich dabei nicht nur auf die Haut. Sie finden auch auf Oberflächen statt, die von Menschen berührt werden, wie etwa Tischplatten und Tastaturen.

Smog (in Mexiko City): Unter solchen Bedingungen können hohe Ozonkonzentrationen entstehen

Smog (in Mexiko City): Unter solchen Bedingungen können hohe Ozonkonzentrationen entstehen

Foto: JORGE UZON/ AFP

Die chemischen Umsätze sind so ergiebig, dass eine einzelne Person auf diese Weise die Ozonkonzentration in einem kleinen Raum um zehn bis 15 Prozent verringern kann, berichten Armin Wisthaler von der Universität Innsbruck und Charles Weschler von der Rutgers University in Piscataway (US-Bundesstaat New Jersey). Da ähnliche Vorgänge auch außerhalb geschlossener Räume an Pflanzen und anderen Oberflächen ablaufen, sollten sie in Zukunft dringend in Modellen zum Ozonkreislauf berücksichtigt werden, schreiben die Forscher im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" .

Ozon ist eine instabile und deshalb aggressive Verbindung von Sauerstoffatomen. Die Substanz ist nützlich, solange sie sich in der Stratosphäre befindet und dort UV-Strahlen absorbiert. So hilfreich Ozon in den höheren Luftschichten ist, so unerwünscht ist es aber an der Erdoberfläche.

Einwohner von Großstädten leiden vor allem im Sommer unter erhöhten Ozonwerten, die in Kombination mit anderen Luftschadstoffen Atemwege und Haut reizen können. Dasselbe Problem tritt in Büros auf: Ozon wird mit der Luft in die Gebäude transportiert oder von elektrischen Geräten wie Druckern und Fotokopierern freigesetzt.

Bürogeräte können Ozonkonzentration erhöhen

So können sich in geschlossenen Räumen relativ hohe Ozonkonzentrationen ansammeln, die mit Bestandteilen der Talgschicht reagieren. Sie bedeckt die menschliche Haut und wirkt ansonsten wie ein Schutzschild vor schädlichen Umwelteinflüssen. Die aggressiven Ozonmoleküle werden zunächst zwar unschädlich gemacht, indem sie mit Bestandteilen der Talgschicht reagieren.

Der größte Teil des aufgenommen Ozons reagiere mit der Substanz Squalen, die zwölf Prozent der Hautfette ausmache, schreiben die Forscher. Unter den dabei entstehenden Kohlenstoffverbindungen seien fünf zuvor unbekannte chemische Verbindungen.

Bei ungenügender Belüftung, wie sie in Büros oder eben Großstädten mit einem Smogdeckel vorkommt, reagieren die entstandenen Produkte weiter und es bilden sich Substanzen, die Haut und Atemwege reizen können. Die für die Versuche benutzten Räume besaßen allerdings eine Größe von nur 30 Kubikmetern. Bei einer Deckenhöhe von 2,50 Metern entspricht das einem Raum von drei mal vier Metern Fläche.

Die Chemiker kritisieren, dass bisherige Studien zum Thema Ozon in geschlossenen Räumen immer ohne menschliche Bewohner durchgeführt wurden. Sie konnten zeigen, dass Ozon bestimmte Reaktionen erst in Kombination mit der menschlichen Haut auslöst. Zudem werden einige Stoffe, die bisher dem Talg selbst zugeschrieben wurden, erst durch Ozoneinwirkung produziert. Unter Umständen seien sogar viele Messungen von Atmosphärenbestandteilen fehlerhaft, da die Messgeräte mit Haut in Berührung gekommen und deshalb die Messwerte nicht mehr zuverlässig seien, schließen die Autoren.

mbe/ddp/dpa

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