Virusexperte Fauci über Corona in den USA »Das Virus ist nicht mal annähernd unter Kontrolle«

Anthony Fauci (im April 2021)
Foto:POOL / REUTERS
Nun hat sich der Virologe und Präsidentenberater Anthony Fauci zur Lage im Land geäußert. »Das Virus ist nicht mal annähernd unter Kontrolle und damit weiterhin eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit«, sagte Fauci zu Axios . »Derzeit sind wir weiterhin im Pandemiemodus, weil wir 160.000 neue Infektionen am Tag feststellen.«
Vor allem der Impuls in einzelnen Bundesstaaten, die Corona-Vorschriften möglichst rasch zu lockern, stößt bei dem Virologen auf Unverständnis: »In einem Land dieser Größe kann man nicht 100.000 Fälle am Tag haben. Um sich halbwegs wohlzufühlen, müssen wir deutlich unter 10.000 am Tag kommen.« Das war nicht einmal im Juni gelungen, als die USA einen Tiefststand an Neuinfektionen hatten vermelden können. Aber selbst damals waren es noch mehr als 11.000 Neuinfektionen täglich gewesen.
Besonders die Lage in den Krankenhäusern verschlechtert sich derzeit zusehends. Die Zahl der Patientinnen und Patienten, die wegen einer Covid-19-Erkrankung stationär behandelt werden müssen, steigt – und hat nun ein Niveau erreicht, das fast viermal so hoch ist wie noch vor einem Jahr.
Das geht aus Daten der Johns-Hopkins-Universität hervor, über die der britische »Guardian« berichtet hat. Auch die Zahl der Todesfälle sei im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2020 um 86 Prozent angestiegen.
Mehr schwere Verläufe – und Sorge wegen Labor Day
Ein genauer Blick auf die Daten der Universität zeigt: Auch die Zahl der schweren Verläufe nimmt zu. Wurden in der Woche zwischen dem 7. und dem 13. September 2020 knapp 10.400 Covid-Patienten auf den Intensivstationen der Krankenhäuser versorgt, sind es in der aktuellen Woche mehr als 25.300 Menschen, die intensivmedizinisch versorgt werden mussten – mehr als doppelt so viel.
Und die Situation könnte sich weiter verschlechtern: Am 6. September fand in den USA der Labor Day statt, der Tag der Arbeit, ein nationaler Feiertag. Nach Angaben der US-Verkehrssicherheitsbehörde waren deshalb allein am Freitag und Samstag mehr als 3,5 Millionen Menschen in den USA unterwegs. Es ist zu erwarten, dass aus dieser Reisebewegung weitere Ansteckungen resultieren.