Bayern Drogensüchtiger an Milzbrand gestorben

Drogensüchtiger: Behörden warnen vor verunreinigtem Heroin mit Milzbrandsporen
Foto: DARRYL DYCK/ APRegensburg/Berlin/München - Zwei Heroinsüchtige haben sich in Bayern mit Milzbrand infiziert, einer von ihnen ist gestorben. Das mit den Bakterien verunreinigte Heroin stammt vermutlich aus Großbritannien. In der dortigen Drogenszene kursiere seit 2009 entsprechend belastetes Heroin, teilte das Berliner Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag mit. Seit 2009 gab es insgesamt fünf Anthrax-Fälle in Deutschland. Der gefundene Erreger sei identisch mit dem in Großbritannien entdeckten Bakterienstamm.
Die beiden betroffenen Fixer hatten im Raum Regensburg einen Arzt aufgesucht. Mediziner vermuteten zunächst eine Blutvergiftung. Weitere Untersuchungen hätten schließlich ergeben, dass die Betroffenen an einer Milzbrand-Infektion litten. Einer der Infizierten starb nach Angaben des Robert-Koch-Instituts am 5. Juni.
Da die Infektion praktisch nicht von Mensch zu Mensch übertragbar sei, bestehe für die Allgemeinbevölkerung kein Risiko, teilt das RKI mit.
Droge beim Transport verunreinigt?
Das bayerische Landeskriminalamt vermutet, dass die Droge beim Transport in den Herkunftsländern mit lebensgefährlichen Milzbrandsporen verunreinigt wurde. "Milzbranderreger gibt es in der Regel in Tieren oder Tierfellen. Und es ist bekannt, dass das Heroin in den Herkunftsländern mit Lasttieren transportiert oder in Tierfelle gehüllt wird", sagte ein LKA-Sprecher am Freitag. Da Milzbranderreger selten seien, "liegt hier anscheinend ein ganz seltener unglücklicher Zufall vor".
Offensichtlich sei eine entsprechend belastete größere Heroin-Charge im Jahr 2009 nach Großbritannien gelangt, von dort aus später kleinere Mengen nach Deutschland. Dass jemand die Sporen absichtlich dem Heroin beigemischt habe, schließt das LKA aus. "Dafür haben wir bisher keine Hinweise", sagte der LKA-Sprecher.
Unterdessen hat das RKI Ärzte zu erhöhter Sensibilität aufgefordert. Mediziner sollten etwa bei ausgeprägten Hautschwellungen an Beinen oder Armen frühzeitig in Erwägung ziehen, dass es sich um Milzbrand handle riet eine RKI-Sprecherin. "Das Problem ist, dass die Symptome einer Milzbrandinfektion schwer von einer normalen Haut- oder Weichteil-Infektion zu unterscheiden sind", sagte sie. Für die Behandlung gibt es wirksame Antibiotika. Diese wirkten aber nur bei einer frühzeitigen Diagnose, andernfalls könne eine Infektion rasch zum Tod führen.
Der Suchtbeauftragte der Stadt Nürnberg, Georg Hopfengärtner, gab am Freitag eine Warnung an die örtliche Drogenszene heraus.
In Deutschland spielen Milzbrandinfektionen - mit Ausnahme der aktuellen Fälle - nach RKI-Angaben praktisch keine Rolle mehr. Vor Dezember 2009 wurde der letzte Fall von Milzbrand im Jahr 1994 gemeldet.