Immunitätsnachweis So funktioniert der Corona-Antikörpertest
Es ist die große Unbekannte in der Corona-Debatte: Wie viele Menschen haben sich mit dem neuen Virus infiziert, ohne es zu merken? Derzeit setzen Mediziner auf den PCR-Test, bei dem ein Nasen- beziehungsweise Rachenabstrich gemacht wird. Der aber hilft beim Thema unbemerkte Infektionen kaum.
Katherine Rydlink, DER SPIEGEL
"Der bisherige PCR-Test, der kann messen, ob jemand gerade in diesem Augenblick infiziert ist. Das heißt, man misst die Viruslast im Rachen beziehungsweise in der Lunge, und der Antikörper-Test kann das nicht erst sozusagen mit einer Zeitverzögerung messen, ob jemand am Coronavirus erkrankt ist oder war. Weil sich eben erst nach ungefähr einer Woche oder zehn Tagen, das weiß man noch nicht so ganz genau, Antikörper im Blut bilden gegen das Virus. Das heißt, der PCR-Test ist ein direkter Nachweis, der das Virus selbst misst. Und der Antikörper-Test ist ein indirekter Nachweis, der die auf das Virus gebildeten Antikörper feststellen kann."
Schon kleine Mengen Blut sollen reichen, um einen Antikörpertest auf das Corona-Virus durchzuführen.
Katherine Rydlink, DER SPIEGEL
"Dem Patienten wird Blut abgenommen, beim Arzt. Die Blutprobe wird wiederum ins Labor geschickt und dort kann die dann untersucht werden. Das geschieht, indem man auf einer Reagenzien das Virusprotein hat und da dann das Blut des Patienten draufgibt. Und wenn Antikörper vorhanden sind, dann bleiben sie sozusagen an diesem Virusprotein kleben. Die binden dann. Und um zu gucken, ob Antikörper vorhanden sind, gibt man nochmal Zweitantikörper dazu und die wiederum kleben dann an den Antikörpern. Und durch eine Fluoreszenzmittel kann man sie sichtbar machen, und dann fangen die an zu leuchten. Das heißt, wenn man diese Leuchteffekt, diese Farbreaktion sieht, kann man davon ausgehen, dass auch Antikörper vorhanden sind."
Noch gibt es allerdings keine Antikörper-Tests, die zuverlässig auf SARS-CoV-2 anschlagen. Experten rechnen damit, dass erste Tests in zwei bis drei Monaten verfügbar sein werden.
Katherine Rydlink, DER SPIEGEL
"Die Antikörper-Test sind auch daher wichtig, weil man ja auch wissen will, wie viel Prozent der Bevölkerung waren überhaupt schon mal infiziert? Weil man weiß, dass es ungefähr 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung mal infiziert sein muss, bis die Pandemie zum Stillstand kommt. Und wir haben ja auch gerade ganz viele Symptomlose oder sehr milde Verläufe und die kennen wir nicht, weil die Leute denken, die haben einfach nur Halskratzen und sind gar nicht erkrankt und dann könnte man mit den Antikörper-Tests auch im Nachhinein rausfinden, wer beispielsweise eine Immunität hat oder eine Immunreaktion überhaupt gezeigt hat. Das hat auch den Vorteil, dass man zum Beispiel Leute, die das schon mal hatten, wenn das medizinisches Personal ist, dann kann das zum Beispiel bei Patienten mit Covid-19 arbeiten, ohne diese ganzen Schutzvorkehrungen bzw. mit geringeren Schutzvorkehrungen. Und die könnten sich gegebenenfalls auch freier bewegen, weil sie keinen mehr anstecken können und weil sie sich selbst nicht mehr infizieren können. Man weiß allerdings nicht, ob man eine langanhaltende Immunität hat oder wie lange man immun ist, das weiß man noch nicht."