Areale im Gehirn Wo die Intelligenz sitzt

Gehirn-Modell: Intelligenz erfordert Einsatz mehrerer Hirnregionen
Foto: DDPPasadena - Welche Gehirnbereiche machen uns schlau? Diese Frage hat ein deutsch-amerikanisches Forscherteam nun mit einer ungewöhnlichen Methode beantwortet: Die Wissenschaftler untersuchten Menschen mit Verletzungen in unterschiedlichen Hirnarealen und verglichen ihren Intelligenzquotienten. Herausgekommen ist ein nach Angaben der Forscher "bemerkenswert klar abgegrenztes, wenn auch weitverzweigtes" Netzwerk an Gehirnregionen in Stirn- und Scheitellappen.
Damit konnte das Team nach eigenen Angaben erstmals zeigen, dass Intelligenz nicht das gesamte Gehirn benötigt, jedoch auch nicht in einer einzelnen Hirnregion lokalisiert ist. Über ihre Entdeckung berichten die Forscher um Jan Gläscher und Ralph Adolphs vom California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences".
Im Fokus der Forscher stand der sogenannte allgemeine Intelligenzfaktor. Das sei zwar ein umstrittenes Konzept, erläutert Ralph Adolphs, Professor für Psychologie und Neurowissenschaften am Caltech. "Die Grundidee ist aber unumstritten: Wenn Probanden eine Reihe verschiedener Leistungstests lösen, korrelieren die einzelnen Ergebnisse miteinander. Manche Menschen haben überall hohe Werte, während andere insgesamt niedrige Werte erzielen."
Intelligenz hängt von effizienter Kommunikation ab
Auf der Suche nach den biologischen Grundlagen dieses Faktors untersuchte das Team um Gläscher und Adolphs eine Stichprobe von 241 Patienten mit genau bekannten, lokal begrenzten Hirnschädigungen, die an einem Intelligenztest teilgenommen hatten. Dabei berechneten die Forscher den Zusammenhang zwischen den Gehirnregionen, in denen eine Schädigung vorlag, und der allgemeinen Intelligenz der Probanden.
Intelligenz ließ sich weder in einer einzelnen Region im Gehirn lokalisieren, noch war das gesamte Gehirn daran beteiligt, stellten die Wissenschaftler fest. Stattdessen entdeckten Gläscher, Adolphs und Kollegen ein klar umgrenztes Netzwerk von Gehirnregionen, die für Intelligenz zuständig sind. Dieses umfasste insbesondere die Nervenfaserverbindungen zwischen dem sogenannten Frontal- und dem Scheitellappen. Das sind Regionen des Großhirns, die an der Vorderseite und seitlich des Kopfes liegen. Intelligenz scheine also vor allem von einer effizienten Kommunikation zwischen den Hirnregionen abzuhängen, schreiben die Forscher.
"Unsere Analysen passen zu einer Theorie der Intelligenz, die sich parieto-frontale Integrationstheorie nennt", erklärt Adolphs. "Demnach hängt allgemeine Intelligenz vor allem von der Fähigkeit ab, verschiedene geistige Leistungen miteinander in Zusammenhang zu bringen."
Diese Leistungen umfassen unter anderem das Arbeitsgedächtnis, sprachliche und visuell-räumliche Verarbeitungsprozesse und sogenannte exekutive Prozesse, die den geordneten Ablauf von Denkprozessen und Handlungen ermöglichen. Die Resultate der neuen Studie könnten nach Ansicht der Forscher dazu beitragen, den Zusammenhang zwischen einzelnen Hirnregionen, Intelligenz und Umweltfaktoren in Zukunft genauer zu verstehen.