Nach Prüfung Ema sieht Verbindung zwischen AstraZeneca-Impfung und Thrombosen

Laut EU-Arzneimittelbehörde gibt es einen Zusammenhang zwischen einer Impfung mit AstraZeneca und extrem seltenen Blutgerinnseln. Auf die Nutzen-Risiko-Abwägung muss sich das nicht zwangsläufig auswirken.
Ein Mann wird in Italien mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft

Ein Mann wird in Italien mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft

Foto: LUCA ZENNARO / EPA

Nach Berichten über Blutgerinnsel nach einer Impfung mit AstraZeneca sieht die Europäische Arzneimittel-Agentur (Ema) einen kausalen Zusammenhang. »Wir können mittlerweile sagen, dass es klar ist, dass es einen Zusammenhang mit dem Impfstoff gibt«, sagte der Chefstratege der Ema-Impfabteilung, Marco Cavaleri, im Interview mit der italienischen Zeitung »Il Messaggero« .

Mehrere Länder haben den Einsatz von AstraZeneca kürzlich eingeschränkt. Grund dafür waren Fälle von sogenannten Sinusvenenthrombosen (Blutgerinnseln in den Hirnvenen), die im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung mit der AstraZeneca-Vakzine standen. Auch die Bundesregierung hatte nach einer entsprechenden Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) den Einsatz der AstraZeneca-Vakzine vorrangig auf Menschen ab 60 Jahren beschränkt.

Ein geringer Prozentsatz von Geimpften hatte 4 bis 16 Tage nach der Impfung eine Sinusvenenthrombose entwickelt. Dabei handelt es sich um Blutgerinnsel in den Hirnvenen, die in schweren Fällen zum Tod führen können.

Forscher der Universitätsmedizin Greifswald haben eine Studie veröffentlicht, die momentan nur als Preprint verfügbar ist, also noch nicht von Fachkollegen geprüft wurde. Als Grundursache für die Thrombosen, die häufig mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) einhergehen, nannten die Wissenschaftler eine Autoimmunreaktion des Körpers: Im Blut der Betroffenen fanden sie spezielle Antikörper, die sich gegen die körpereigenen Blutplättchen richteten und sie verklumpten.

Bereits Mitte März war der Einsatz der AstraZeneca-Vakzine wegen Berichten über Blutgerinnsel in Deutschland und anderen europäischen Ländern zunächst ausgesetzt worden. Die Ema hatte sich zunächst für einen weiterhin uneingeschränkten Einsatz des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca ausgesprochen. Zwar könne ein Zusammenhang mit extrem seltenen, speziellen Thrombosen nicht ausgeschlossen werden. Dem stünden jedoch deutlich größere Gefahren durch Covid-19 gegenüber.

Nutzen überwiegt Risiko weiterhin

Ob die Ema diese Empfehlung nun ändert, ist unklar. Im Interview sagte Cavaleri: »Wir können kaum leugnen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Impfung und den Thrombosen gibt. Wir wissen aber noch nicht genau, wie diese Reaktion hervorgerufen wird.« Die Fälle seien extrem selten, und der Nutzen der Impfung überwiege aus seiner Sicht weiterhin das Risiko. Die Prüfung bei der Ema sei noch nicht abgeschlossen. »Es ist aber unwahrscheinlich, dass wir Altersgrenzen für die Impfung mit AstraZeneca empfehlen, so wie es andere Länder gemacht haben.«

kry/AFP
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