
Medizin-Nobelpreis 2009: Suche nach den Erbgut-Schutzkappen
Auszeichnung Medizin-Nobelpreis geht an US-Forscher
Stockholm - Die in Australien geborene von der University of California in San Francisco, von der Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore und der in Großbritannien geborene von der Harvard Medical School in Cambridge erhalten den diesjährigen Nobelpreis für Medizin. Die US-Forscher haben die Enden der Chromosomen erforscht. Diese sogenannten Telomere sind wichtig für die Stabilität der DNA bei der Zellteilung. Entscheidend beeinflusst werden sie durch ein spezielles Enzym, die Telomerase. Die Forscher hatten das Enzym in den achtziger Jahren entdeckt.
Telomerase sorgt dafür, dass die Chromosomenenden nicht bei jeder Zellteilung verkürzt werden. Bei der Verdoppelung der Erbgutinformation stößt die Zelle am Ende der Chromosomen, den Telomeren, an ihre Grenzen - ein Stück am Ende des DNA-Stranges kann vom Kopierapparat der Zelle nicht vervielfältigt werden. Die Telomere werden daher bei jeder Zellteilung ein Stückchen kürzer, die Anzahl der Teilungen einer Zelllinie ist somit begrenzt. Forscher vermuten, dass die stückweise Verkürzung der Telomere ein Grund für Alterungsprozesse sind.
Telomerase in Krebszellen stark aktiv
In einem Einzeller entdeckten Blackburn und Greider das Enzym Telomerase, das die Telomere der Chromosomen wieder verlängert. Auch bei vielzelligen Organismen wurde es nachgewiesen, und ist vor allem in Zellen stark aktiv, die sich häufig teilen, wie beispielsweise Haarfollikelzellen, Zellen der Keimbahn und embryonalen Stammzellen - aber auch Krebszellen haben hohe Konzentrationen von Telomerase.
In gewöhnlichen Körperzellen ist das Enzym hingegen nicht so aktiv. Forscher glauben daher, dass die Verkürzung der Telomere von Zellteilung zu Zellteilung die biologische Lebensuhr sein könnte. Wuchernde Krebszellen, die sich unbegrenzt teilen können, haben diesen Alterungsmechanismus durch die starke Aktivierung der Telomerase offenbar umgangen und sind daher potentiell unsterblich. Telomerase gilt daher als Schlüsselenzym für das Verständnis von Alterungsprozessen und Krebserkrankungen.
Mit der Bekanntgabe der Preisträger eröffnet das Karolinska-Institut die Reihe der diesjährigen Nobelpreise. Die Ehrung für die medizinische Forschung ist eine von fünf, mit denen der 1896 gestorbene Preisstifter Alfred Nobel Einsätze zugunsten der Menschheit über seinen Tod hinaus fördern wollte. Die Auszeichnung für Medizin ging im vergangenen Jahr an den Heidelberger Krebsforscher Harald zur Hausen und die französischen Aids-Virus-Entdecker Luc Montagnier und Françoise Barré-Sinoussi. Zur Hausen wurde für seine bahnbrechende Entdeckung der Papillomviren als Erreger von Gebärmutterhalskrebs ausgezeichnet.
Bis zum 12. Oktober werden nun noch die Preisempfänger für Physik, Chemie, Literatur und Frieden bekanntgegeben. Der Träger des erst später gestifteten Wirtschaftsnobelpreises wird später bestimmt - diese Auszeichnung wurde 1968 von der Schwedischen Reichsbank im Einvernehmen mit der Nobel-Stiftung geschaffen. Verliehen werden die Preise dann am 10. Dezember, Alfred Nobels Todestag.