Behandlung von Infektionen Kliniken führen Ehec-Datenbank ein

Eine Datenbank soll die Behandlung von Ehec-Infizierten verbessern. Darin wollen 15 Krankenhäuser verzeichnen, wie ihre Hus-Patienten auf bestimmte Therapien ansprechen. Mittlerweile sind mindestens 18 Menschen durch die Infektion gestorben.
Station für Ehec-Patienten in Hamburg: Blut der Betroffenen muss gewaschen werden

Station für Ehec-Patienten in Hamburg: Blut der Betroffenen muss gewaschen werden

Foto: FABIAN BIMMER/ REUTERS

Bei der Behandlung von Ehec-Infektionen stehen Mediziner noch immer vor vielen Rätseln. Warum erkranken einige Menschen so gut wie gar nicht, warum sterben andere nach einem extrem schweren Verlauf? "Dazu haben wir zu wenig Erfahrung", sagt Hermann Haller, Chef der Nierenfachklinik der Medizinischen Hochschule Hannover. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Freitag lag die Zahl der Ehec-Fälle seit Anfang Mai bei 1213. Von ihnen hätten 520 Patienten Hus entwickelt.

Eine Gruppe von zunächst 15 Klinken will nun mit einem gemeinsamen Register daran arbeiten, die Erfolgsergebnisse der Behandlungen zu verbessern. An der Datenbank beteiligten sich unter anderem Universitätskliniken in Hamburg, Hannover und Kiel, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, Reinhard Brunkhorst. Erfasst würden alle Patienten mit dem Hämolytisch-Urämischen Syndrom (Hus) und unter anderem die Erfolge der Plasmapherese. Bei diesem Behandlungsansatz wird das Blutplasma der Patienten ausgetauscht.

Die Kliniken sollen sich auch bei der Behandlung von Patienten mit einer Antikörpertherapie abstimmen. Es sei etwas ganz Besonderes, dass alle daran beteiligten Krankenhäuser ihre Ergebnisse zusammengefasst darstellen könnten, sagte Brunkhorst. Eine solche Erfassung sei sonst nicht üblich und daher ein großer Erfolg. Neben Behandlungsergebnissen werde darüber hinaus die Bettenkapazität unter den Kliniken abgestimmt.

Mediziner diskutieren aktuell darüber, ob sich bei der Zahl der Erkrankungen eine leichte Entspannung anbahnen könnte. "Die Lage ist so, dass sie scheinbar sich etwas beruhigt, was die Zahl der Neuinfektionen angeht", sagte Reinhard Brunkhorst. Er hoffe, dass sich dieser Trend bestätige. Allerdings hatte es auch zuvor schon Hinweise auf ein Abflauen der Welle gegeben, die Infektionen hatten dann aber wieder zugenommen. Das RKI erklärte, der Rückgang der Meldezahlen nach dem 22. Mai dürfe "aufgrund des Melde- und Übermittlungsverzugs noch nicht als Rückgang der Erkrankungszahlen gewertet werden".

In Deutschland werden mittlerweile 18 Todesfälle mit dem Darmkeim in Verbindung gebracht. Das RKI zählte elf Patienten, die am Hus starben, und weitere sechs, bei denen der Ehec-Erreger nachgewiesen wurde. Nach der Vorstellung der RKI-Zahlen wurde am Freitagnachmittag noch der Tod einer Frau aus Thüringen bekannt, die zur Kur nach Mecklenburg-Vorpommern gereist war. Sie sei bereits am Mittwoch gestorben, erklärte das Landesamt für Gesundheit und Soziales am in Rostock. Bei einer in Baden-Württemberg gestorbenen Frau wird noch untersucht, ob sie sich mit Ehec angesteckt hatte.

Nach einer aktuellen Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind Ehec-Keime des aktuellen Ausbruchs in mittlerweile zwölf Ländern gefunden worden. Neben Deutschland sind das unter anderem:

  • Schweden: 28 Ehec-Infektionen, 15 Hus-Patienten
  • Dänemark: zehn Ehec-Infektionen und sieben Hus-Patienten
  • Niederlande: vier Ehec-Infektionen, vier Hus-Patienten
  • Großbritannien: vier Ehec-Infektionen, drei Hus-Patienten
  • Frankreich: sechs Ehec-Infektionen

In Spanien gab es einen Hus-Patienten, in Tschechien und Norwegen je einen Ehec-Fall. Aus Österreich und der Schweiz wurden laut WHO je zwei Ehec-Infektionen gemeldet, aus den USA zwei Hus-Fälle. Bei allen Fällen außer einem handelte es sich um Menschen, die aus Norddeutschland stammten oder dort gewesen seien, erklärte die WHO. Bei dem anderen Fall sei der Patient mit einem aus Norddeutschland kommenden Menschen in Kontakt gekommen.

Die derzeit grassierende Variante des lebensbedrohlichen Darmkeims ist nach Angaben der WHO durchaus schon länger bekannt. Der ziemlich seltene Erregerstamm sei beim Menschen schon vorher aufgetreten, allerdings habe er sich bislang nicht so weit verbreitet, erklärte WHO-Sprecherin Fadela Schaib. Dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zufolge handelt sich um eine seltene Variante des "E. coli"-Bakteriums STEC 0104:H4.

chs/dapd/AFP
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