Brief an G20-Staaten 40 Millionen Pfleger und Ärztinnen fordern nachhaltige Corona-Subventionen

Wegen der Coronakrise haben Länder weltweit milliardenschwere Investitionsprogramme auf den Weg gebracht. Nun fordern Medizinverbände: Das Geld muss nachhaltig angelegt werden.
Ärztliche Untersuchung in Rio de Janeiro: Brasilien gilt mittlerweile als neues Epizentrum der Pandemie

Ärztliche Untersuchung in Rio de Janeiro: Brasilien gilt mittlerweile als neues Epizentrum der Pandemie

Foto: Silvia Izquierdo/ DPA

Die öffentliche Gesundheit muss bei der Entscheidung über Corona-Hilfsprogramme im Zentrum stehen, fordern Medizinorganisationen in einem offenen Brief an die Staats- und Regierungschefs der G20-Länder. Die Verbände repräsentieren mehr als 40 Millionen Menschen aus 90 Ländern, darunter Ärzte, Pflegerinnen und anderes medizinisches Personal. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt die Forderung.

Das Coronavirus hat die Weltwirtschaft schwer getroffen. Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal wegen der Corona-Pandemie so stark eingebrochen wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im ersten Vierteljahr gegenüber dem Vorquartal um 2,2 Prozent. Viele Länder haben bereits Investitionsprogramme auf den Weg gebracht.

Die Forderung der Mediziner: Solche Investitionen müssen dafür sorgen, vergleichbare Krisen künftig zu verhindern und die Welt widerstandsfähiger gegen gesundheitliche Risiken zu machen. Laut den Initiatoren handelt es sich um die größte Mobilisation des Gesundheitssektors seit der Forderung für das Pariser Klimaabkommen. In Deutschland gehört beispielsweise der Ärzteverband Marburger Bund Berlin/Brandenburg zu den Unterzeichnern.

Die Covid-19-Pandemie hat Ärzte und Pfleger mit Tod und Krankheit konfrontiert und sie solchen psychischen Belastungen ausgesetzt, wie es sie seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben habe, heißt es in dem Brief weiter. Zumindest ein Teil der Belastungen hätte sich durch angemessene Investitionen in die Pandemie-Prävention verhindern lassen. Aus diesen Fehlern müsse die Welt lernen.

Es liege nun in der Hand der Regierungen, ob sich die Welt in den kommenden 12 bis 18 Monate nachhaltig erholt. Die Mediziner fordern deshalb, die geplanten Billionensummen vor allem für öffentliche Gesundheit, saubere Luft, sauberes Wasser und stabile klimatische Bedingungen auszugeben. Konkret hieße das: Investitionen in gesunde Ernährung, erneuerbare Energien, emissionsfreien Verkehr.

"Diese Gelegenheit zu verpassen, wäre unverzeihlich"

Doch schon jetzt zeigt sich: Einige Regierungen nutzen die Coronakrise, um Umweltrichtlinien zurückzufahren. Die US-Regierung unter Donald Trump lockerte Effizienzstandards für Neuwagen, verpachtete öffentliches Eigentum an Öl- und Gasunternehmen und setzte Umweltvorschriften aus. Andere Länder könnten folgen. Deutschland erwägt eine staatliche Kaufprämie für Autos - eine Art zweite Abwrackprämie, die Klimaaktivisten scharf kritisieren.

Forscher warnen bereits seit Jahren, dass ein neuartiges, für Menschen gefährliches Coronavirus auftauchen könnte. Die aktuelle Pandemie ist also kein Zufall. Artensterben, Naturzerstörung und Klimawandel erhöhen das Risiko, dass Krankheiten von Tieren auf den Menschen überspringen und sich ausbreiten. (Mehr dazu lesen Sie hier .)

"Wir fordern die Regierungen dazu auf, sicherzustellen, dass der Grad der Umweltverschmutzung nicht wieder zu vorherigen Werte zurückkehrt", sagte Annette Kennedy vom International Council of Nurses. "Das kann die einzige Chance sein, dass etwas Positives aus der Covid-19-Pandemie entsteht. Diese Gelegenheit zu verpassen, wäre unverzeihlich."

koe
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