Coronavirus Christian Drosten warnt vor zu frühen Lockerungen

Trotz des Starts der Impfkampagne sind die meisten Menschen in Deutschland noch nicht vor dem Coronavirus geschützt – und bis Ostern könne man hier auch nicht viel erwarten, sagt Virologe Christian Drosten.
Virologe Christian Drosten (Archivbild)

Virologe Christian Drosten (Archivbild)

Foto: Michael Kappeler / dpa

Der Virologe Christian Drosten hat erneut eindringlich vor zu frühen Lockerungen in der Corona-Pandemie gewarnt. »Für die Zeit bis Ostern können wir noch nicht viel an Bevölkerungsschutz durch die Impfung erwarten«, sagte der Charité-Wissenschaftler im Podcast »Coronavirus-Update«  bei NDR-Info vom Dienstag. Im Vordergrund stehe der Schutz für die Risikogruppen. Auch wenn durch die Impfungen die Sterblichkeit sinke, bleibe das Verringern der Fallzahlen für ihn essenziell. In diesem Jahr findet Ostern Anfang April statt.

Wo und wie schnell man lockere, müsse man genau prüfen, betonte Drosten. Es gebe »einen großen Grund zur Sorge«. Er sprach von einem Szenario, in dem es zu zahlreichen schweren Krankheitsverläufen in der mehr als 23 Millionen Menschen umfassenden Gruppe der 40- bis 60-Jährigen kommen könnte, falls zu früh gelockert würde und diese Menschen noch nicht ausreichend geschützt seien, etwa durch Impfungen.

Im SPIEGEL hatte der Virologe bereits davor gewarnt , dass sich im Frühjahr und Sommer viele jüngere Menschen mit dem Coronavirus infizieren könnten. »Wenn die alten Menschen und vielleicht auch ein Teil der Risikogruppen geimpft sein werden, wird ein riesiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer und vielleicht auch rechtlicher Druck entstehen, die Corona-Maßnahmen zu beenden. Und dann werden sich innerhalb kurzer Zeit noch viel mehr Leute infizieren, als wir uns das jetzt überhaupt vorstellen können«, so Drosten. Dann hätten wir im schlimmsten Fall 100.000 Neuinfektionen pro Tag. »Wenn sich ganz viele junge Menschen infizieren, dann sind die Intensivstationen trotzdem wieder voll, und es gibt trotzdem viele Tote. Nur, dass es jüngere Menschen trifft. Dieses schlimme Szenario könnten wir etwas abfedern, wenn wir die Zahlen jetzt ganz tief nach unten drücken«, sagte Drosten.

Über den in Aussicht gestellten Anstieg der Impfstoffdosen im Jahresverlauf zeigte sich der Experte im »Coronavirus-Update« nach dem Impfgipfel von Bund und Ländern »sehr positiv überrascht«. »Die Situation ist viel besser, als ich das noch vor Tagen gedacht habe.«

wbr/dpa
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