Eine Institution, die diese Zeit finanziert, ist die EU. Von einem ihrer Stipendien profitierte 2017 auch Şahin. Wissenschaftler haben lange gefordert, das Budget für diese Art der Förderung zu erhöhen. Im Laufe des Jahres 2020 drohte noch das Gegenteil – das Budget sollte gesenkt werden. Tausende Wissenschaftler, darunter viele Nobelpreisträger, protestierten. Jetzt wurde beschlossen: Gekürzt wird zwar nicht, aber viel mehr Geld gibt es auch nicht. Rund 95 Milliarden Euro sollen zwischen 2021 und 2027 für die Forschungsförderung ausgegeben werden. Zum Vergleich: Für die Landwirtschaft fließen im gleichen Zeitraum fast 390 Milliarden Euro.
Öffentlich-private Partnerschaften, wie sie während der Pandemie immer wieder geschlossen wurden, sind in der medizinischen Forschung normalerweise selten. In der Regel bestimmen die ökonomischen Erwägungen von Pharmafirmen, welchen Krankheiten sich die Forscher zuwenden. Bei antiviralen Medikamenten habe es in den vergangenen 25 Jahren zwar riesige Fortschritte gegeben, sagt der Biochemiker Matthias Götte von der University of Alberta in Kanada. Ein wirklich wirksames Mittel gegen Coronavirusinfektionen wurde aber noch immer nicht gefunden. Dabei, so Götte, hätte man es nach der Sars-Epidemie 2003 längst entwickeln können – und sollen. Doch als die Seuche abebbte, sank auch das Interesse an passenden Stoffen.
Die Angst vor dem neuen Coronavirus zwingt Politik, Universitäten, wissenschaftliche Institute, Pharmakonzerne und Biotechunternehmen nun zur reibungslosen Zusammenarbeit. Krebs, HIV oder die Klimakrise – nach der Pandemie warten weitere Themen, die genauso angepackt werden könnten.
Bleiben Sie gesund!
Ihre Kerstin Kullmann
(Feedback & Anregungen?)
Abstract
Meine Leseempfehlungen dieser Woche:
Wie schnell wäre ein Impfstoff gegen mutierte Viren verfügbar? Mein Kollege Christoph Seidler hat sich angesehen, was passiert, wenn sich der Erreger weiter verändert.
Über die hohe Kunst, Kinder warm anzuziehen, schreibt eine kanadisch-russische Wissenschaftlerin, die in Finnland lebt.
2021 wird es klimapolitisch mehrere Richtungsentscheidungen geben. Mein Kollege Kurt Stukenberg hat sie zusammengefasst.
Neuer Rekord: Rund eine halbe Million Menschen verspricht, den Januar zum »Veganuary« zu machen – und keine tierischen Produkte zu essen.
Der Klimawandel, der Mars, ein Alzheimer-Medikament: Ein Überblick über die Wissenschaftsthemen, die neben Corona im Jahr 2021 wichtig sein werden.
Quiz*
1. Zu wie viel Prozent besteht das Gehirn aus Wasser?
2. Warum heißt es »einen Kater haben«, wenn man zu viel Alkohol getrunken hat?
3. Wie lange beträgt die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne eines fünfjährigen Kindes?
*Die Antworten finden Sie ganz unten im Newsletter.
Bild der Woche
Seinen eigenen Kratersee beleuchtet der hawaiianische Vulkan Kilauea. Seit einigen Wochen treten am Westende des Feuerbergs auf Big Island Lavaströme aus. Dabei quetscht sich die heiße Masse in Wellen aus Gesteinsöffnungen und formt diese besonderen Gebilde. Der Kilauea gilt als einer der aktivsten Vulkane der Welt. Sein Name bedeutet in der hawaiianischen Sprache »spucken« oder »viel verbreiten«.
Fußnote
260.000 Kubikmeter Gestein drohen in den Alpen herabzustürzen – am Gipfel des Hochvogels im Allgäu auf der Grenze zwischen Österreich und Deutschland. An seiner Spitze in 2592 Meter Höhe klafft ein fünf Meter breiter Spalt, der jeden Monat um einen halben Zentimeter größer wird. Forscher des Deutschen GeoForschungsZentrums erlauschen mithilfe von Geofonen, wie das Wachstum der Kluft fortschreitet.
Empfehlungen aus der Wissenschaft
*Quizantworten
1) Das menschliche Gehirn besteht zu rund 80 Prozent aus Wasser.
2) Die Gesellschaft für deutsche Sprache vermutet, dass sich der Ausdruck »einen Kater haben« durch eine Entstellung des Wortes »Katarrh« – also Schnupfen, Unwohlsein – entwickelt haben könnte. Aber auch eine Abkürzung des »Katzenjammers« ist nicht auszuschließen.
3) Die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne eines fünfjährigen Kindes beträgt 14 Minuten.