Erste Hinweise durch Pfizer-Studie Biontech-Impfstoff wirkt offenbar auch gegen neue Corona-Mutationen

Ampullen des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer: Wichtige Mutation noch nicht geprüft
Foto: Sebastian Gollnow / dpaErste Prüfungen des US-Arzneimittelherstellers Pfizer bestätigen vorerst, dass der vom deutschen Unternehmen Biontech entwickelte Impfstoff gegen die in Großbritannien und Südafrika entdeckten neuen Varianten des Coronavirus wirksam ist. Allerdings sind die Ergebnisse noch nicht endgültig, da nicht alle neu aufgetretenen Mutationen geprüft wurden.
Die neuen Viruslinien bereiten Forschern weltweit Sorge . Beide tragen unter anderem eine Mutation namens N501Y auf dem Spikeprotein, mit dem das Virus in die Zellen vordringt. Experten vermuten, dass diese Mutation die neuen Varianten ansteckender macht als frühere Viruslinien und somit dazu führen, dass diese sich besonders schnell ausbreiten.
Gute Nachricht- wenn auch bislang nur vom Hersteller berichtet und nicht unabhängig bestätigt: der BioNTech/Pfizer #Impfstoff wirkt auch gegen die mutierten Varianten aus England #B117 und Südafrika!#Corona #COVID19 #Impfung #SARSCoV2 #Mutante https://t.co/PRQzsNQC7e
— The Binder Lab (@TheBinderLab) January 8, 2021
Die noch nicht von Fachleuten begutachtete Studie von Pfizer und Wissenschaftlern der medizinischen Abteilung der Universität Texas zeige, dass der Impfstoff das Virus auch bei einer Veränderung am Spikeprotein wirksam neutralisiere, heißt es von dem Unternehmen.
»Gute Nachricht – wenn auch bislang nur vom Hersteller berichtet und nicht unabhängig bestätigt«, twitterte der Virologe Marco Binder vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ).
Versuch in Zellkultur
Getestet wurde die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen Virusmutanten an Blutproben von 20 Personen, die den Impfstoff von Pfizer/Biontech im Rahmen einer früheren Studie erhalten hatten. Die durch die Vakzine im Blut der Probanden gebildeten Antikörper haben die Virusvarianten in Zellkultur dem Bericht zufolge erfolgreich abgewehrt.
»Wir haben jetzt 16 verschiedene Mutationen getestet, von denen keine wirklich signifikante Auswirkungen hatte. Das sind die guten Nachrichten«, sagte Pfizer-Chefwissenschaftler Philip Dormitzer. Allerdings übte auch er sich vorerst in Zurückhaltung: »Das heißt aber nicht, dass die 17. keine Auswirkungen haben wird.«
Dormitzer verwies unter anderem auf die Mutation E484K in der südafrikanischen Variante. Pfizer will nach eigenen Angaben in den kommenden Wochen weitere Tests zur Wirksamkeit des Impfstoffs gegen die aufgetretenen Mutationen machen und kurzfristig veröffentlichen.
E484K könnte Wirksamkeit der Impfung reduzieren
Zuvor hatten Forscher um Jesse Bloom vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle im US-Bundesstaat Washington Daten veröffentlicht , nach denen die Wirkung von neutralisierenden Antikörpern abnahm, wenn der Erreger die Mutation E484K trug. Auch diese Arbeit wurde noch nicht von Fachkollegen geprüft.
What do results mean for possible #SARSCoV2 immune escape? Certainly mutations like E484K are concerning. But they *reduce* neut activity, they don't ablate it. Again, look at CoV-229E: takes years of evolution to escape serum neut of most people https://t.co/0gDUueGyBq (16/n)
— Bloom Lab (@jbloom_lab) January 5, 2021
Auf Twitter erklärte Bloom, die Mutationen seien besorgniserregend. Allerdings würden sie die Wirksamkeit der Antikörper nicht komplett aufheben. Es könnte also sein, dass die Erbgutveränderungen des Virus die Wirksamkeit der Impfstoffe reduziert, aber nicht gänzlich zunichtemacht.
Der Infektiologe Leif Erik Sander von der Charité in Berlin erklärte, er gehe derzeit nicht davon aus, dass die Coronavirus-Variante aus Südafrika ein großes Problem für die Effektivität darstelle. Die geplanten Untersuchungen werden genauere Erkenntnisse liefern.
Die meisten Coronavirus-Impfstoffe trainieren den Körper darauf, das Spikeprotein auf der Oberfläche des Erregers zu erkennen und zu neutralisieren. Dazu schleusen sie den Bauplan des Spikeproteins in Form von mRNA in menschliche Zellen ein. Diese stellen daraufhin das Protein des Erregers her, sodass das Immunsystem Antikörper dagegen entwickeln kann.
Die Technik bietet, wie einige andere, den Vorteil, dass die Impfstoffe mit recht geringem Aufwand an Mutationen des Virus angepasst werden können. Experten rechnen mit einem Zeitaufwand von etwa sechs Wochen.
Allerdings ist noch unklar, ob solche Anpassungen in der EU, ähnlich wie bei den Grippeimpfstoffen, unter die bereits erteilte Zulassung fallen oder die veränderten Wirkstoffe in weiteren, zeitaufwendigeren Studien mit Zehntausenden Probanden erneut erprobt werden müssen (mehr dazu lesen Sie hier ).