

Corona Warum die zweite Impfdosis so wichtig ist
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich war vor ein paar Tagen im Impfzentrum in den Kölner Messehallen. Alles dort war perfekt organisiert, um in kurzer Zeit möglichst viele Menschen vor Covid-19 schützen zu können: Parkplatz, Wartezone, Check-in, Impfkabine, zweite Wartezone, Check-out. Kompetente Impf-Ärztinnen und Ärzte waren da, und überall Helfer, die einem freundlich den Weg wiesen. Nur eines fehlte: Impfwillige.
Die Inzidenzen sind niedrig, viele Impfskeptiker warten ab, bis mehr über die Corona-Impfstoffe bekannt ist, bevor sie sich impfen lassen. Vielen Impfgegnern sind vor allem die mRNA-Vakzinen von Biontech und Moderna – die Ersten ihrer Art zur Anwendung am Menschen – suspekt. Andere, die nicht ins Impfzentrum kommen, sind zwar schon einmal geimpft, schludern aber mit der zweiten Dosis, weil der Urlaub gebucht ist. Tatsächlich war bisher unklar, warum gerade mRNA-Impfstoffe besonders gut vor Covid-19 schützen – und warum man insbesondere für einen Schutz vor der berüchtigten Delta-Variante zweimal geimpft werden muss.
Doch jetzt haben Forscher der Stanford University in der Fachzeitschrift »Nature« eine Untersuchung veröffentlicht, die bis ins Detail die Reaktion der einzelnen Komponenten des Immunsystems auf die zwei Biontech-Injektionen beschreibt und dabei unter anderem erklärt, warum die zweite Dosis so wichtig für den nachhaltigen Immunschutz ist.

Leeres Impfzentrum Anfang Juli
Foto: Marcus Brandt / dpaDie Wissenschaftler nahmen dafür 56 Freiwilligen vor und nach den Impfungen mehrmals Blut ab und untersuchten darin neben Antikörpern auch Immunzellen und Botenstoffe. Wie erwartet, stieg die Zahl der Antikörper gegen Sars-CoV-2 schon nach der ersten Impfung deutlich an, noch mehr allerdings nach der zweiten. Die zweite Injektion aktivierte zudem zwei Teile des Immunsystems, die bei der ersten nur eine untergeordnete Rolle spielten: spezifisch gegen das Virus gerichtete T-Zellen und die sogenannte angeborene Immunität, die schneller auf eindringende Erreger reagieren kann, zugleich aber auch einen unspezifischeren und damit breiteren Schutz bietet.
Besonders überraschte die Forscher, dass eine bestimmte Untergruppe der sogenannten Monozyten, die Teil des angeborenen Immunsystems sind, nach der zweiten Impfdosis hundertfach vermehrt im Blut vorkam. Dieser Zelltyp bietet Schutz gegen sehr unterschiedliche Viren, möglicherweise auch gegen die Delta-Variante (gegen die der Impfschutz zwar abgeschwächt, aber immer noch vorhanden ist) – und vielleicht sogar gegen neue Varianten, die erst in Zukunft auftauchen werden.
Es ist nun einmal so: Die Impfung ist unsere einzige Exit-Strategie aus der Pandemie. Es ist wichtig, dass wir sie nutzen.
Herzlich
Ihre Veronika Hackenbroch
Abstract
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Quiz*
1. Wann wurde die Zelle entdeckt?
a) 1467
b) 1667
c) 1867
d) 1967
2. Wann wurden die Blutgruppen entdeckt?
a) 1700
b) 1800
c) 1900
d) 1950
3. Wann wurde das erste Mal ein Virus im Mikroskop sichtbar gemacht?
a) 1906
b) 1936
c) 1956
d) 1966
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Bild der Woche

Dieser einbalsamierte Vogel ist eine von 13 mehr als 2000 Jahre alten Tiermumien aus dem Allard Pierson Museum in Amsterdam, die an einem Amsterdamer Universitätskrankenhaus jetzt per Computertomografie untersucht wurden. Neben fünf Vögeln schoben die Forscher auch zwei mumifizierte Katzen und drei Fische sowie eine Maus, einen Skarabäus und ein Krokodil in die Röhre. Frühere CT-Untersuchungen von Mumien hatten Erkenntnisse über Präparierungstechniken und die jeweilige Todesursache erbracht.
Fußnote
Acht Millionen Arbeitsplätze netto entstünden weltweit bis 2050 im Energiesektor, wenn das Klimaziel von deutlich weniger als zwei Grad Erwärmung eingehalten würde. Das errechneten Forscher des European Institute on Economics and the Environment. 84 Prozent aller dann 26 Millionen Jobs im Energiesektor wären im Bereich der Erneuerbaren, 11 Prozent im fossilen Bereich und 5 Prozent in der Atomkraft. Bei Beibehaltung der derzeitigen Klimapolitik würde die Zahl der Arbeitsplätze lediglich um 3 Millionen wachsen.
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*Quizantworten
1. b) Der englische Physiker und Naturforscher Robert Hooke entdeckte 1667 die Zelle, als er Kork mithilfe eines Mikroskops untersuchte.
2. c) Der österreichisch-US-amerikanische Mediziner Karl Landsteiner entdeckte 1900, dass es verschiedene Blutgruppen gibt. 1930 erhielt er dafür den Nobelpreis.
3. a) Dem Hamburger Arzt und Mikrobiologen Enrique Paschen gelang es bereits 1906, Pockenviren im Lichtmikroskop sichtbar zu machen, da diese Viren ungewöhnlich groß sind.