Coronavirus Impfung für Kinder ab fünf Jahren – Biontech legt positive Studienergebnisse vor

Bisher können Menschen in Deutschland erst ab zwölf Jahren gegen Corona geimpft werden. Der Hersteller Biontech hat nun Daten für Jüngere vorgelegt: Die Impfung zeigt bei ihnen eine ähnliche Immunantwort wie bei Erwachsenen.
Impfungen für Fünf- bis Elfjährige könnten schon bald zugelassen werden

Impfungen für Fünf- bis Elfjährige könnten schon bald zugelassen werden

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Dann Tardif / LWA / Getty Images

Der Impfstoffhersteller Biontech/Pfizer hat die Daten seiner klinischen Studie für einen Covid-19-Impfstoff für Kinder unter 12 Jahren herausgegeben. Die Impfung sei bei den Probandinnen und Probanden zwischen fünf und elf Jahren sicher und gut verträglich gewesen, hieß es in einer Mitteilung, die dem SPIEGEL vorliegt. Sie habe außerdem zu einer robusten Immunantwort geführt.

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer – Comirnaty – ist bisher erst ab 12 Jahren zugelassen. Die Hersteller hatten bereits vor zwei Wochen angekündigt, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Impfung auch für Jüngere erprobt sein wird. Man werde in den kommenden Wochen den Behörden weltweit die Studienergebnisse zu dieser Altersgruppe vorlegen und die Zulassung beantragen, sagte die Biontech-Chefmedizinerin Özlem Türeci. Biontech/Pfizer ist weltweit der erste Hersteller, der eine Zulassung für unter 12-Jährige offiziell beantragt.

Stiko-Empfehlung könnte dauern

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Montag angekündigt, er rechne erst Anfang 2022 damit, auch Fünf- bis Elfjährige gegen Covid-19 impfen lassen zu können. Der Minister wies darauf hin, dass zwischen der Zulassung und einer Impfempfehlung durch die Ständige Impfkommission (Stiko) noch einmal Zeit vergehen wird. »Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission wird auch in diesem Fall zeitlich etwas später kommen«, sagte Spahn.

Die Stiko prüft weltweit erhobene Daten zu Impfstoffen und spricht auf dieser Basis Impfempfehlungen aus. Im Frühjahr hatte sie lange gezögert, bis sie eine Impfempfehlung für 12- bis 17-Jährige herausgegeben hatte, da das Gremium die Datenlage für diese Altersgruppe als unzureichend bewertet hatte. Die Politik setzte sich daher über die Stiko hinweg und sagte den 12- bis 17-Jährigen Impfangebote ohne eine entsprechende Stiko-Empfehlung zu. Viele sahen darin eine Demontage der Stiko und ein Ignorieren von wissenschaftlicher Evidenz. Möglicherweise hält sich Spahn nun zunächst mit voreiligen Versprechungen zurück, um einen erneuten Dissens zu vermeiden.

Die Studienergebnisse von Biontech klingen nun vielversprechend. Die Kinder zwischen fünf und elf Jahren bekamen in der Studie eine geringere Dosis als Ältere. Statt der bei über 12-Jährigen üblichen 30 Mikrogramm pro Impfdosis erhielten die jüngeren Kinder lediglich zehn Mikrogramm pro Impfung. Auch sie müssen den Angaben zufolge zweimal geimpft werden, um eine ausreichende Anzahl neutralisierender Antikörper zu bilden. Der zeitliche Abstand zwischen den Impfungen lag in der Studie bei 21 Tagen.

»Wir freuen uns, noch vor dem Winter die Studienergebnisse für Kinder im Schulalter bei den Zulassungsbehörden einreichen zu können«, so Biontech-Gründer Uğur Şahin der Mitteilung zufolge. »Das Sicherheitsprofil und die Immunogenitätsdaten sind bei Kindern zwischen fünf und elf Jahren bei einer geringeren Dosis die gleichen wie die in der älteren Bevölkerung mit einer höheren Dosis.«

Die Phase II/III-Studie wurde mit 2268 Kindern zwischen fünf und elf Jahren durchgeführt. Einen Monat nach der zweiten Impfdosis zeigten die Kinder demnach eine starke Antikörperantwort. Die Antikörpertiter erreichten Biontech zufolge bei den Kindern ähnlich hohe Werte wie bei den Älteren.

Auch Babys könnten bald geimpft werden

Auch die Studiendaten für noch kleinere Kinder zwischen zwei und fünf Jahren sowie Babys zwischen sechs Monaten und zwei Jahren würden derzeit erhoben. Entsprechende Ergebnisse würden zum Ende des Jahres erwartet.

Im Gespräch mit dem SPIEGEL hatten die Biontech-Gründer angekündigt, die geringeren Dosierungen für die Jüngeren bereits vorzubereiten. Zugleich forderten sie dazu auf, alles daranzusetzen, in den kommenden Wochen noch unentschiedene Menschen von einer Impfung zu überzeugen.

Aus der Mitteilung geht nicht hervor, ob es bei Fünf- bis Elfjährigen zu anderen Nebenwirkungen gekommen ist als in der älteren Gruppe. Die Hersteller verweisen lediglich allgemein auf die Möglichkeit von Allergien und dem vereinzelten Auftreten von Herzmuskelentzündungen nach der Impfung.

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Einige Ärztinnen und Ärzte impfen jetzt schon Kinder unter 12 Jahren gegen Covid-19. Dieser sogenannte Off-Label-Use ist dann zu rechtfertigen, wenn eine bestimmte Indikation vorliegt – etwa wenn die Kinder ein sehr hohes Risiko haben, schwer an Covid-19 zu erkranken. Der behandelnde Arzt kann dann gemeinsam mit den Sorgeberechtigten entscheiden, ob die Kinder bereits geimpft werden sollen.

Die Impfquote liegt in Deutschland derzeit bei rund 63 Prozent, es lassen sich kaum noch Menschen impfen. Um auch Kinder und Jugendliche bestmöglich vor dem Virus zu schützen und auch das Ziel, die Pandemie einzudämmen, erreichen zu können, werten Expertinnen und Experten die Impfung von Kindern als unumgänglich.

Anmerkung: In einer früheren Version des Textes hieß es, die Wirksamkeit für jüngere Kinder sei genauso hoch wie die in der älteren Bevölkerungsgruppe. Wir haben diesbezüglich einen Absatz der Pressemitteilung des Herstellers falsch interpretiert. Rückschlüsse über die Wirksamkeit der Impfung für Fünf- bis Elfjährige wird man erst nach Veröffentlichung der vollständigen Phase-III-Studiendaten ziehen können. Wir haben die entsprechende Passage angepasst.

kry
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