Coronaimpfungen Impfkommission ändert Empfehlung für AstraZeneca-Erstgeimpfte

Coronaimpfung in Köln: Die Stiko hat ihre Impfempfehlung geändert
Foto: Ying Tang / NurPhoto / Getty ImagesMit der schnellen Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Variante in Deutschland passt die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Impfempfehlung an. So sollen Menschen, die eine erste Dosis AstraZeneca erhalten haben, künftig unabhängig vom Alter als zweite Spritze einen mRNA-Impfstoff wie Biontech oder Moderna erhalten, teilte das beim Robert Koch-Institut angesiedelte Gremium am Donnerstag mit. Der Abstand zwischen erster und zweiter Dosis solle dann mindestens vier Wochen betragen. Die Empfehlung gelte »vorbehaltlich der Rückmeldungen aus dem noch zu eröffnenden Stellungnahmeverfahren«, hieß es.
Die Expertinnen und Experten begründen diesen Rat damit, dass die Immunantwort nach dem Verabreichen von zwei verschiedenen Präparaten – erst Vektor-, dann mRNA-Impfstoff – der Immunantwort nach zwei Dosen AstraZeneca »deutlich überlegen« sei. Fachleute sprechen von einem heterologen Impfschema. Dieses hatte die Stiko bisher nur jüngeren Menschen angeraten, die bereits eine Erstimpfung mit AstraZeneca bekommen hatten, bevor dieser Impfstoff nur noch für Impfwillige ab 60 Jahren empfohlen wurde.
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Die Stiko betonte, es sei angesichts der deutlich ansteckenderen Delta-Variante wichtig, die zweite Impfstoffdosis »zeitgerecht wahrzunehmen«. Nach nur einer Impfstoffdosis scheine der Schutz gegen Delta »deutlich herabgesetzt« zu sein. Der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen durch Delta sei nach vollständiger Impfung im Vergleich zum Schutz vor anderen Corona-Varianten ähnlich gut, hieß es unter Berufung auf Daten aus dem Vereinten Königreich.
Die Stiko wies nun als Empfehlung folgende Abstände zwischen den zwei erforderlichen Impfstoffdosen aus: drei bis sechs Wochen bei Biontech/Pfizer, vier bis sechs Wochen bei Moderna, neun bis zwölf Wochen bei AstraZeneca (falls noch jemand zweifach damit geimpft werden sollte) und »ab vier Wochen« bei der Kombination aus AstraZeneca und mRNA-Impfstoff.
Kombi-Impfung gut verträglich
Eine Untersuchung von Forschenden der Berliner Charité hat gezeigt, dass die Kombination der Impfstoffe von AstraZeneca und Biontech/Pfizer ähnlich gut verträglich ist wie eine doppelte Impfung mit dem Biontech-Impfstoff. Die Veröffentlichung, die noch nicht von unabhängigen Fachleuten begutachtet wurde, liefert auch Hinweise darauf, dass die Menschen, die die Kombi-Impfung erhalten, genauso gut geschützt sind.
Von Impfreaktionen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Fieber waren der Auswertung zufolge insbesondere Menschen betroffen, die eine Erstimpfung mit AstraZeneca erhalten hatten. Beschwerden nach der Zweitimpfung mit Biontech traten in beiden Gruppen ähnlich oft auf – also unabhängig davon, ob zuerst AstraZeneca oder Biontech geimpft wurde. Alles in allem hätten die Teilnehmenden die Impfungen aber gut vertragen, schreibt die Forschergruppe.
Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts dürfte mindestens jede zweite Corona-Ansteckung in der laufenden Woche auf die Delta-Variante zurückgehen. Es sei damit zu rechnen, dass die zuerst in Indien entdeckte Mutante derzeit »mindestens die Hälfte aller Neuinfektionen ausmacht«, schreibt das RKI in einem Bericht vom Mittwochabend . Der Anteil von Delta an einer Stichprobe aus dem Zeitraum 14. bis 20. Juni wird darin mit rund 37 Prozent beziffert. Das ist mehr als doppelt so viel wie in der Woche zuvor, als es noch 17 Prozent waren.