Coronakrise Mehr als 500.000 Infizierte in Brasilien

In Brasilien verschärft sich die Coronakrise: Mehr als eine halbe Million Menschen haben sich mittlerweile infiziert. In zahlreichen Städten kam es zu Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und der Polizei.
Beerdigung einer Corona-Toten in Rio de Janeiro

Beerdigung einer Corona-Toten in Rio de Janeiro

Foto: RICARDO MORAES/ REUTERS

Die Zahl der Corona-Fälle in Brasilien ist auf über eine halbe Million gestiegen. 514.849 Menschen haben sich nachweislich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert , wie das Gesundheitsministerium des südamerikanischen Landes mitteilte. Nach den USA ist Brasilien das Land mit den meisten Corona-Infektionen weltweit. Da im größten Staat Lateinamerikas relativ wenig getestet wird, dürfte die tatsächliche Zahl der Infizierten allerdings noch wesentlich höher sein.

Mindestens 29.314 Patienten sind bislang im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Damit liegt Brasilien nach den USA, Großbritannien und Italien bei der Zahl der Todesopfer der Pandemie an vierter Stelle. In vielen Städten Brasiliens haben die Krankenhäuser bereits ihre Belastungsgrenze erreicht. Die Behörden richten provisorische Kliniken in Fußballstadien ein und lassen auf riesigen Flächen neue Gräber ausheben.

Ausschreitungen in mehreren Städten

Unterdessen wird das Land von einem Streit zwischen dem rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro, einer Reihe von Gouverneuren und dem Kongress gelähmt. Der Staatschef hält die Lungenkrankheit Covid-19 für eine "leichte Grippe" und lehnt Schutzmaßnahmen ab.

Er befürchtet, dass ein Lockdown der Wirtschaft des Landes schaden könnte. Allerdings haben eine Reihe von Bundesstaaten Ausgangsbeschränkungen verhängt und Betriebe geschlossen, um die Ausbreitung des Virus zu bremsen. Am Sonntag kam es in mehreren Städten Brasiliens zu Zusammenstößen zwischen Bolsonaro-Anhängern, Regierungsgegnern und der Polizei.

Radikale Anhänger des Präsidenten marschierten vor dem Obersten Gerichtshof in der Hauptstadt Brasília auf. "Das Gericht wird uns nicht zum Schweigen bringen. Wir wollen Freiheit", skandierten Demonstranten der Gruppe "300 do Brasil", also "300 aus Brasilien", in der Nacht auf Sonntag. Viele trugen Fackeln und weiße Masken.

Der Protest richtete sich gegen Ermittlungen der Bundespolizei gegen ein mutmaßliches Netzwerk, dem die Verbreitung von sogenannten Fake News zugunsten der Regierung vorgeworfen wird.

bam/AFP
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