Warnung der Mediziner Intensivstationen könnten in vier Wochen überfüllt sein

Noch 1500 Betten – dann sind die deutschen Intensivstationen voll. Und das könnte laut den verantwortlichen Ärzten schnell gehen. Um vorzubeugen, verlangen sie harte Einschnitte.
Intensivstation in Ludwigsburg (Symbolbild): »Wir malen keine Schreckensbilder«

Intensivstation in Ludwigsburg (Symbolbild): »Wir malen keine Schreckensbilder«

Foto: Sebastian Gollnow / dpa

Erst vor rund einer Woche hieß es von den Verantwortlichen, die deutschen Intensivstationen würden »auf sehr hohem Niveau« in die dritte Coronawelle starten. Nun wird der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, noch deutlicher. Er warnt vor einer Überfüllung von Deutschlands Intensivstationen binnen vier Wochen.

»Seit Mitte März sind unterm Strich 1000 Intensivpatienten zusätzlich in den Krankenhäusern gelandet. Wenn sich diese Geschwindigkeit fortsetzt, sind wir in weniger als vier Wochen an der regulären Kapazitätsgrenze angelangt«, sagte Karagiannidis der »Rheinischen Post«. Aktuell seien noch 1500 Intensivbetten für Covid-Patienten frei.

Karagiannidis, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin ist, sagte: »Wir malen keine Schreckensbilder, unsere Warnungen sind von den Zahlen gedeckt. Es braucht jetzt dringend einen harten Lockdown für zwei Wochen, verpflichtende Tests an Schulen zweimal in der Woche und deutlich mehr Tempo bei den Impfungen in den Zentren und Arztpraxen.«

Der neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, kritisierte, ebenfalls in der »Rheinischen Post«, solche Warnungen: »Ich bin auch davon überzeugt, dass die Schreckensszenarien, die aus dem Bereich der Intensivmedizin seit Tagen verbreitet werden, weder in der Politik noch in der Bevölkerung zu den damit wahrscheinlich beabsichtigten Reaktionen führen werden.« Gaß hatte zum 1. April die Nachfolge von Georg Baum an der Spitze der Krankenhausgesellschaft angetreten.

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Die Patienten landen verzögert auf der Intensivstation

In der vergangenen Woche hatte das Divi-Register erklärt, dass die aktuelle Belastung der Intensivstationen bereits zu diesem Zeitpunkt so hoch gewesen sei, wie zu den Spitzenzeiten der ersten Welle im Frühjahr 2020. Das sei besorgniserregend, weil die echte Welle der Intensivpatienten immer zwei bis drei Wochen nach der Infektionswelle zu erwarten sei.

Virologen haben wiederholt davor gewarnt, dass das Impfen der ältesten Jahrgänge allein noch keine Entspannung für die Krankenhäuser bringe. Denn schon in der ersten Welle war lediglich etwa ein Viertel der Intensivpatienten über 80 Jahre alt. Viele Altenheimbewohner starben in ihren Einrichtungen und kamen gar nicht auf Intensivstationen.

jok/dpa
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