US-Präsident in der Risikogruppe Wie gefährlich ist das Coronavirus für Trump?

Nach dem positiven Corona-Test von Donald Trump ist noch ungewiss, wie sich der Zustand des Präsidenten entwickeln wird. Er gehört jedoch mit gleich zwei Faktoren zur Risikogruppe.
Donald Trump: Mögliche Symptome dürften sich frühestens am Wochenende zeigen

Donald Trump: Mögliche Symptome dürften sich frühestens am Wochenende zeigen

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Patrick Semansky/ dpa

"Wir werden unseren Quarantäne- und Erholungsprozess sofort beginnen": Mit diesen Worten gab US-Präsident Donald Trump über Twitter bekannt, dass er sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Auch seine Frau Melania Trump ist betroffen. Über ihren Gesundheitszustand ist nur wenig bekannt. Laut Finanzminister Steven Mnuchin zeigt Trump aktuell aber nur milde Symptome.

Zuvor hatte bereits Amtsarzt Sean Conley mitgeteilt, er erwarte, dass der US-Präsident die Amtsgeschäfte ohne Unterbrechung fortführen kann. Trump und seiner Ehefrau gehe es im Moment gut, die beiden würden während der Genesung im Weißen Haus bleiben. Er werde über die weitere gesundheitliche Entwicklung berichten, versicherte Conley. Sollte sich Trump erst vor kürzester Zeit infiziert haben, ließe sich allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht seriös abschätzen, wie die Erkrankung bei ihm in den kommenden Tagen und Wochen verlaufen wird.

Trumps Stimme soll rau geklungen haben

Trumps Stimme soll zuletzt etwas rau geklungen haben, berichtet die "New York Times"  und beruft sich auf Insider. Allerdings könne das auch an den vielen Reden während des Wahlkampfs gelegen haben.

Angesteckt hat sich Trump dem ersten Verdacht nach bei seiner Beraterin Hope Hicks. Vertreter des Weißen Hauses sollen seit Mittwochabend (Ortszeit) gewusst haben, dass sich Hicks möglicherweise mit dem Coronavirus infiziert hat. Zu dem Zeitpunkt flog sie gemeinsam mit dem Präsidenten zu einer Wahlkampfveranstaltung in Minnesota und entwickelte offenbar typische Symptome. Ob sich der Präsident in der Air Force One angesteckt haben könnte, ist jedoch völlig spekulativ.

Amtsarzt Conley versicherte, der Präsident bekäme die bestmögliche medizinische Versorgung. Laut Robert Koch-Institut (RKI) zeigen etwa 80 Prozent der positiv Getesteten milde Symptome, nur etwa 14 Prozent haben einen schweren Verlauf und bei etwa fünf Prozent entwickelt sich die Krankheit kritisch.

Trump gehört jedoch vor allem wegen zwei Faktoren zur Risikogruppe:

  • Das Alter: Trump ist 74 Jahre alt. Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass vor allem Ältere schwer erkranken. Laut einer Untersuchung mit 4100 Covid-19-Patienten in New York  war das Risiko für einen schweren Verlauf ab einem Alter von 75 Jahren mehr als 66-fach erhöht. Acht von zehn verstorbenen Covid-19-Patienten in den USA waren 65 Jahre oder älter. Eine im März in "The Lancet" veröffentlichte  Studie mit Daten aus China ergab, dass die allgemeine Todesrate bei Covid-19-Patienten bei rund 1,4 Prozent lag. Bei Erkrankten ab einem Alter von 70 Jahren oder höher stieg dieser Wert jedoch auf 8,6 Prozent.

  • Zudem ist Trump laut seinem Gesundheitscheck Anfang Juni übergewichtig. Mit einem Body-Mass-Index von über 30 gilt er als fettleibig. Ab diesem Wert zählt die US-Gesundheitsbehörde CDC  die Betroffenen zur Risikogruppe. Die Studie aus New York hatte ergeben, dass Übergewicht stärker mit einem kritischen Covid-19-Verlauf verknüpft war als alle chronischen Herz- und Atemwegserkrankungen. Demnach stieg das Risiko für einen tödlichen Verlauf ab einem BMI zwischen 30 und 40 um das Vierfache. (Mehr dazu lesen Sie hier.)

  • Weiterhin hatten mehrere Studien ergeben, dass Männer etwas häufiger schwer erkranken als Frauen.

Wie geht es nun weiter? Ob und welche Symptome bei Trump auftreten werden, können wahrscheinlich auch seine behandelnden Ärzte nicht sagen. Zwischen Ansteckung und Erkrankung vergehen im Mittel zwischen fünf und sechs Tage. Falls sich Trump also tatsächlich am Mittwoch angesteckt haben sollte, zeigen sich potenzielle Symptome womöglich erst Anfang kommender Woche. Sollte sich bestätigen, dass die von Mnuchin beschriebenen Beschwerden auf eine Infektion mit dem Coronavirus zurückgehen, könnte sich der Präsident auch schon früher infiziert haben.

Ein weiterer Indikator für den Erkrankungsbeginn ist das serielle Intervall . Es gibt an, wie viel Zeit vergeht, wenn bei einem ersten Fall Symptome auftreten bis auch der von dem Fall Angesteckte Beschwerden zeigt. Das RKI schätzt diese Zeitspanne auf etwa vier Tage. Sie ist kürzer als die Inkubationszeit, weil im Fall des Coronavirus Infizierte offenbar schon ansteckend sein können, bevor sie Symptome entwickeln.

Mediziner haben eine weitere Tücke der Krankheit beschrieben: Viele Patienten machen zunächst einen fitten Eindruck, obwohl ihre Sauerstoffwerte bereits niedrig sind. Deshalb kann sich auch ein scheinbar harmloser Verlauf in kurzer Zeit rapide verschlechtern. (Mehr dazu lesen Sie hier.) Meist zeige sich eine Woche nach Einsetzen der Symptome, ob sich Patienten mit einem milden Verlauf schnell erholen oder ob sich ihr Zustand dramatisch verschlechtert, sagte Intensivmediziner Barry Dixon vom St. Vincent Hospital in Melbourne dem "Guardian" .

Fall Boris Johnson zeigt Tücken von Covid-19

Das war auch bei Boris Johnson der Fall. Zunächst schien der britische Premierminister nur milde Symptome zu haben, doch dann verschlechterte sich sein Gesundheitszustand plötzlich, sodass er ins Krankenhaus musste . Die Ärzte sollen sich sogar auf einen möglichen Tod Johnsons vorbereitet haben.

"Ich war nicht in einer besonders guten Verfassung, und ich wusste, dass es Notfallpläne gab", sagte Johnson Anfang Mai in einem Interview mit "The Sun" . Die Ärzte hätten Absprachen für den Fall getroffen, dass etwas sehr schiefgehen sollte, so der 56-Jährige. Sie hätten ihm "Liter um Liter" Sauerstoff gegeben. "Die verdammten Werte gingen immer weiter in die falsche Richtung", beschreibt Johnson die Situation. Daher hätten die Ärzte über eine invasive Beatmung gesprochen. "Schlimm wurde es, als die Chancen fünfzig zu fünfzig standen, dass sie mir einen Schlauch in die Luftröhre legen müssen", sagte Johnson.

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Wie sich die Infektion bei Trump entwickeln wird, hängt laut Mediziner Dixon entscheidend davon ab, ob er eine Lungenentzündung bekommt, die mit höheren Mortalitätsraten verbunden ist - gerade bei Patienten über 65 Jahren. Laut RKI entwickeln jedoch nur drei Prozent der Covid-19-Patienten eine Lungenentzündung.

koe
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