Lebensmittelimport aus Brasilien China findet Coronavirus auf Chickenwings

Hähnchenfleisch: "Beim derzeitigen Ausbruch spielt der Verzehr von Fleischwaren keine Rolle"
Foto: Pongphan Ruengchai / YAY Images / imago imagesBehörden in China haben eigenen Angaben zufolge Spuren des Coronavirus auf importierten Chickenwings aus Brasilien und anderen Waren entdeckt. Eine Probe von der Oberfläche der gefrorenen Hühnerflügel sei positiv auf das Virus getestet worden, teilte die südchinesische Stadt Shenzhen mit.
Es seien Coronatests für alle Menschen organisiert worden, die den Produkten ausgesetzt gewesen sein könnten. Alle Tests seien jedoch negativ ausgefallen. Spuren von Coronaviren müssen nicht zwangsläufig infektiös sein.
China hat in den vergangenen Monaten damit begonnen, Einfuhren von Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten zu testen, die in wichtigen Häfen des Landes ankommen. So wurden nach Behördenangaben kürzlich auch Spuren des Virus auf importierten Meeresfrüchten in der nordostchinesischen Stadt Dalian entdeckt.
Nutztiere nicht infizierbar
Zudem hieß es bei einem Corona-Ausbruch in der Hauptstadt Peking im Juni, das Virus sei auf einem Schneidebrett für importierten Lachs entdeckt worden (mehr dazu lesen Sie hier). Dass die Tiere mit dem Erreger infiziert waren und ihn eingeschleppt haben, erscheint allerdings sehr unwahrscheinlich.
Das Enzym, über das sich Sars-CoV-2 Zutritt in den Körper verschafft, unterscheidet sich bei Fischen und Menschen stark. Ähnliches gilt für Vögel wie Hühner.
"Landwirtschaftliche Nutztiere, die zur Fleischproduktion verwendet werden, sind nach gegenwärtigem Wissensstand nicht mit Sars-CoV-2 infizierbar und können das Virus somit über diesen Weg nicht auf den Menschen übertragen", schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einem Beitrag von Anfang Juli .
Mangelnde Hygiene
Denkbar ist daher eher, dass die Viren auf den Chickenwings aus Brasilien von einem Menschen, etwa einem infizierten Arbeiter, auf das Fleisch übergegangen sind. Finden die Partikel anschließend keinen Wirt oder sind Umwelteinflüssen wie UV-Strahlung zu intensiv ausgesetzt, gehen sie jedoch zugrunde und können dann niemanden mehr Infizieren.
"Coronaviren können sich in Lebensmitteln nicht vermehren; sie benötigen dazu einen lebenden tierischen oder menschlichen Wirt", schreibt das BfR. Da die Erreger relativ empfindlich auf Umwelteinflüsse reagierten, sei es nach derzeitigem Wissensstand unwahrscheinlich, "dass importierte Waren wie Lebensmittel, kosmetische Mittel oder Bedarfsgegenstände und Spielwaren, Werkzeuge, Computer, Kleidung oder Schuhe Quelle einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus sein könnten".
Coronavirus: Coronaviren sind eine Virusfamilie, zu der auch das derzeit weltweit grassierende Virus Sars-CoV-2 gehört. Da es anfangs keinen Namen trug, sprach man in den ersten Wochen vom "neuartigen Coronavirus".
Sars-CoV-2: Die WHO gab dem neuartigen Coronavirus den Namen "Sars-CoV-2" ("Severe Acute Respiratory Syndrome"-Coronavirus-2). Mit der Bezeichnung ist das Virus gemeint, das Symptome verursachen kann, aber nicht muss.
Covid-19: Die durch Sars-CoV-2 ausgelöste Atemwegskrankheit wurde "Covid-19" (Coronavirus-Disease-2019) genannt. Covid-19-Patienten sind dementsprechend Menschen, die das Virus Sars-CoV-2 in sich tragen und Symptome zeigen.
Übertragungen über Lebensmittel kann es demnach nur geben, wenn Menschen beispielsweise mit Fleisch hantieren, das noch eine hohe Zahl intakte Viren enthält - etwa weil kurz zuvor jemand darauf geniest hat -, und dabei Hygieneregeln missachten. Dann können die Erreger von den Händen an Schleimhäute, Nase und Mund gelangen und in die Zellen vordringen.
Keine Gefahr beim Verzehr
Regelmäßiges, gründliches Händewaschen mit Seife gehört in der Pandemie daher zu den Standardschutzmaßnahmen. Die Hauptübertragungswege des Virus sind aber nicht Schmierinfektionen, sondern Tröpfcheninfektionen und Übertragungen durch die Luft auf direktem Wege von Mensch zu Mensch.
Auch Fleisch zu essen, ist mit Blick auf die Corona-Pandemie unbedenklich, zumal es meist vorher erhitzt wird. Die Viren gehen dabei kaputt. Insbesondere frittierte Chickenwings sind also kein Risiko, solang nicht kurz vorher ein infizierter Verkäufer darauf geniest oder gehustet hat.
"Beim derzeitigen Ausbruch mit Sars-CoV-2 spielt der Verzehr von Fleischwaren nach dem jetzigen Stand des Wissens keine Rolle", schreibt das BfR. Auch nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC gibt es kein oder nur ein sehr geringes Risiko, dass das neue Coronavirus über Nahrungsmittel übertragen wird.