Russische Spezialisten desinfizierten in Italien zahlreiche Altersheime, in denen Bewohner mit dem Coronavirus infiziert waren. Tische, Türen, Wände, Schränke wurden dabei geradezu geflutet.
Julia Köppe, DER SPIEGEL
"Diese Bilder von großflächiger Raum-Desinfektion in der Corona-Krise zeigen meistens das Verdampfen von Formaldehyd zur Raum-Desinfektion. Das Ziel ist, möglichst alle Erreger in der Luft und an Gegenständen damit zu töten. In Deutschland wird das auch durchaus durchgeführt, aber nur in sehr seltenen Fällen, empfiehlt das das Robert Koch-Institut. An dieser grundsätzlichen Empfehlung hat sich jetzt auch in der Krise nichts Grundsätzliches geändert. Beim Umgang mit Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind, gibt es aber die Empfehlung, Gegenstände, die mit den Patienten in Kontakt kommen, wie zum Beispiel nach Tische oder Türklinken, einmal am Tag zu desinfizieren. Die werden aber nicht eingedampft, sondern mit einem Flächendesinfektionsmittel abgewischt."
Desinfiziert wird im Kampf gegen das Coronavirus weltweit - und vielerorts auch draußen: spanische Soldaten lassen im Ort Torrejon de Velasco südlich von Madrid eine Drohne steigen, um Straßen und Plätze mit Desinfektionsmittel zu besprühen. In der georgischen Hauptstadt Tiflis werden die Straßen zusätzlich noch geschrubbt. In Deutschland sind keine Desinfektionstrupps oder -fahrzeuge zu sehen. Warum nicht?
Julia Köppe, DER SPIEGEL
"Im Moment spricht alles dafür, dass das Coronavirus vor allem durch Tröpfcheninfektion weitergegeben wird. Das heißt, das Infektionsrisiko steigt, wenn ich Kontakt mit jemanden habe, der das Virus in sich trägt und ansteckend ist. Das Risiko von dem Patienten ist dann eben viel höher als von einem Gegenstand. Insofern ist es überhaupt nicht klar, was solche großflächigen Desinfektionen überhaupt bringen. Und es gibt Experten, die vermuten, dass hinter diesen großflächigen Kampagnen vor allem ein psychologischer Effekt steht, mit dem die Regierung deutlich machen wollen: Wir tun etwas im Kampf gegen das Coronavirus, um die Bevölkerung zu beruhigen."
Nicht immer arbeiten die Desinfektionstrupps in menschenleeren Gegenden, mitunter kommen Passanten mit den versprühten Mitteln in Kontakt – ist die Desinfektion dann ein Gesundheitsrisiko?
Julia Köppe, DER SPIEGEL
"Üblicherweise werden zur Desinfektion von Straßen beispielsweise Chlorbleiche ausgebracht oder verdünntes Wasserstoffperoxid. Und diese Verbindungen bauen sich in der Natur ab und hinterlassen keine Schäden insofern, wenn diese Mittel zum Einsatz kommen, besteht für Passanten kein erhöhtes Risiko."